Seit tausenden von Jahren herrschen Kriegskulturen unter den Menschen, Kriege wohnen in den Menschen, in der Phantasie und den Geschichten der Menschen. Komischerweise behauptet jeder Mensch von sich selbst er/sie sei friedlich, die Gewalt komme von den anderen. Was können wir Menschen tun, wie können wir denken und fühlen, damit wir friedliche und verständnisvolle Beziehungen, friedliche wertschätzende Familien erleben und eine Kultur des Friedens aufbauen? Marshall Rosenberg hat die gewaltfreie Kommunikation begründet, eine Möglichkeit achtsamer und wertschätzender zu kommunizieren. Der berühmte Psychotherapeut Carl Rogers hat festgestellt, dass positive Wertschätzung, Einfühlungsvermögen und Ehrlichkeit Beziehungen verbessern. Wenn wir uns ein verändertes Verhalten angewöhnen, bewirkt das die ersten Fortschritte. Die Möglichkeit des Friedens liegt jedoch viel tiefer in den sogenannten Neurotransmittern, den Botenstoffen in unserem Gehirn, in unseren stressverarbeitenden Systemen. Die Möglichkeiten des Friedens haben den Ursprung in unseren Gefühlen, die im limbischen System des Gehirns mit Hilfe dieser Botenstoffe verarbeitet werden. Erst wenn wir Frieden spüren und erleben, können wir auch daran glauben, dass Frieden möglich ist. Erst wenn wir anders wahrnehmen, wird sich eine Beziehung zu einer wertschätzenden Beziehung verändern. Wir können z.B. versuchen im wütenden Menschen oder in der Wut in uns selbst nicht mehr das „Böse“ zu sehen, sondern den Menschen der in Not ist, dessen Bedürfnisse gerade nicht erfüllt werden. Das heißt noch lange nicht, dass ich tun muss was der wütende will, es bedeutet ruhig bleiben trotz dem Stress oder der Unruhe, die der/die andere verbreitet. Der Aufbau einer Friedenskultur wird nur möglich, wenn wir verstehen, dass jeder vor uns andere Auslöser für Angst, Wut, Rückzug, oder Erstarrung spürt. Jeder spürt aus anderen Gründen Angst oder Wut, fühlt sich aus anderen Gründen hilflos und machtlos. Jeder hat andere Familienprogramme und Verhaltensweisen gelernt. Auch wenn uns diese Verhaltensweisen stören, können wir anerkennen, dass sie exitieren. Erst wenn ich diese Andersartigkeit bei mir selbst und anderen anerkenne, erwarte ich nicht mehr, dass sich der andere so verhält wie ich es gerne hätte. Vielmehr kann ich mir überlegen, wie kann ich mich schützen, dass mich das Verhalten des anderen nicht kränkt, mir nicht schadet. wie kann ich mich verhalten, dass der andere mich achtet, mir zuhört, mich unterstützt. Langsam können sich mit der Akzeptanz der Andersartigkeit anderer wertschätzende, freundliche und ehrlichere Beziehungen in Gruppen und Familien aufbauen. Das Gleiche gilt auch für den Aufbau zu Beziehungen in andere Kulturen: in anderen Kulturen werden andere Wertebeziehungen überliefert. Erst wenn wir lernen die Menschen aus anderen Kulturen in ihrer Andersartigkeit zu achten ohne sich dominieren zu lassen, werden wir neue Formen des Miteinanders kultivieren können. Wir können andere kennenlernen und uns selbst beobachten und schützen mit dem eigenen Anderssein. Anpassung und Unterdrückung ist dabei ein vollkommen falscher Begriff. Wir können nicht unser Gehirn einfach anpassen an ein anderes Denkschema, vor allem dann nicht, wenn die eigene Bezugsgruppe das nicht duldet. Friedenskultur bedeutet damit auch Frieden zu schließen mit der eigenen Familie und den Werten der eigenen Vorfahren. Manchmal bedeutet dieser ehrliche Frieden mit Familie oder Bezugsgruppe auch “nein“ zu sagen: Nein zu Umgangsformen, die in der eigenen Familie überliefert werden, Nein zu destruktiven Denk- und Verhaltensmustern der eigenen Tradition. Wir haben von den Ahnen teilweise sehr ungünstige Verhaltens- und Denkmuster ungefragt und unbewusst übernommen. Jeder kann damit beginnen zu erforschen, von welchen Denkmustern sie/er geprägt ist, und sich mit anderen über diese Muster wertschätzend austauschen. Diese Woche erhielt ich zwei sehr interessante Beiträge, die zeigen, dass wir weltweit noch viel umlernen können, damit vielleicht unsere Enkel und Urenkel später in einer Kultur des Friedens leben können. Hier sende ich euch den Link zu einem Beitrag über sehr dominante FamilenClans. Clans waren in der Vergangenheit sehr männlich orientiert, dominant und oft gewalttätig. Die heutigen Staaten orientieren sich immer noch an den Vorstellungen dieser Clans. Sie schützen die Obrigkeit und erlauben sich Bürger zu überwachen und durch Gesetze gefügig zu machen. https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/die-welt-der-clans-verbrechen-macht-und-ehre-102.html
Der zweite sehr lesenswerte Beitrag zeigt, dass wir noch viel über den Zusammenhang von Ich und Wir, von Kultur, Familie und Leben verstehen und beobachten können um friedlich miteinander zu sein und zu leben. Hier der Beitrag über kulturelle Prägung. https://www.deutschlandfunk.de/psychologie-kultur-praegung-unterschiede-verwandtschaft-individuum-100.html Natürlich kann jeder selbst überlegen und nachspüren, was hat mich geprägt, nach welchen Werten orientiere ich mich, was will ich aus der bisherigen Zeit in die zukünftige Zeit mitnehmen, was will ich so nicht mehr weitermachen, was will ich nicht mehr erleben. Wir haben jetzt in diesem weltweiten Chaos die einmalige Chance die Kultur der Zukunft mit zu gestalten. Nützen wir diese Chance!
In diesem Sinne einen schönen Sonntag und eine gute neue Woche
Gertrud Müller