Führung und Gewalt

Immer wieder lesen wir in Geschichtsbüchern und auch in der aktuellen Berichterstattung, dass es dem einfachen Bürger untersagt ist Gewalt auszuüben.  Gewalt und Gesetzesbrüche von Bürgern werden geahndet, bestraft, Bürger werden zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt, in manchen Ländern droht ihnen die Todesstrafe. Ganz andere Regeln herrschen bei Führungskräften, je höher der Status, den sie erreichen konnten, desto höher die Immunität, die Amnestie, die ihnen gewährt wird: Mord wird nicht geahndet oder verurteilt, Vergewaltigung ist dann ein Kavaliersdelikt, Betrug sind Investitionen, Fehlinformationen werden öffentlich als Wahrheiten verkauft, Missbrauch von Kindern kann systematisch versteckt werden. Wie konnte und kann es zu dieser Schieflage kommen? Menschen neigen dazu unterschiedliche Charakterzüge als Persönlichkeitseigenschaften auszubilden. In der kriegerischen Historie entwickelten sich einige zu den „Starken“. Stärke wurde bewundert und gelobt und zugleich gefürchtet. Stärke wurde und wird oft durch Grausamkeit erreicht. Es gab und gibt körperliche Grausamkeiten, emotionale Grausamkeit, Grausamkeit durch falsche Informationen und sexualisierte Grausamkeit, Grausamkeit durch Lüge und Verrat. Diese Grausamkeit löste bei vielen anderen Angst und Schrecken aus. Die Menschen erzählten sich davon und sie lernten sich durch Flucht, Anpassung, Obrigkeitshörigkeit dieser Grausamkeiten zu entziehen oder sie lernten Grausamkeiten zu ertragen. Bereits im Elternhaus erleben die einen Bevorzugung und Privilegien andere Unterdrückung und Beschämung. Das Spiel geht in der Schule so weiter wird in den Peergroups stabilisiert, es entwickeln sich Verhaltensformen der Starken, der Schwachen und der Angepassten. Im Erwachsenenalter zementieren sich diese Eigenschaften als berufliche, gesellschaftliche Rolle und als Status der Person des öffentlichen Lebens. Diese Mechanismen nennen wir gesellschaftliche Ordnung, die es zu erhalten gilt. Natürlich kommt es immer wieder zu Verwerfungen dieser Ordnung, meist wieder durch Führung und Gewalt. Heute wird die körperliche Gewalt unmodern und es entwickeln sich neue Formen von Führung und Gewalt: Cybergewalt, wirtschaftliche Gewalt, Propaganda und neue Privilegien oder Bestrafung der Menschen durch Zugangsrechte, Entzug von Lebensgrundlagen und Kontrolle. Dass die meisten Menschen Angst haben vor diesen Gewaltformen und sich durch Anpassung schützen ist leicht zu verstehen, aber was passiert bei den gewaltsamen Führern? Warum werden sie so grausam und skrupellos? Grausamkeit ist nicht angeboren, Grausamkeit ist erlernt. Als Kinder spüren diese Persönlichkeiten, dass sie sich wehren müssen, dürfen oder können. Die einen erleben Unterdrückung, Demütigung und Gewalt und empfinden das mit der Zeit als ungerecht. Aggressionen werden ausgelebt müssen nicht mehr versteckt werden. Andere wachsen in Elternhäusern auf in denen Gewalt über andere das tägliche Brot ist. Angestellte werden erniedrigt, Ausbeutung und Demütigung von anderen Menschen und Tieren, von der Natur ist normal und wird dadurch im Alltag nicht mehr als ungerecht erlebt. Aus diesen Erfahrungen entwickelt sich Narzissmus (Selbstverliebtheit und Sucht nach Anerkennung) Psychopathie (Angstlosigkeit gegenüber anderen und gesellschaftlichen Regelungen) und Sadismus (Grausamkeit). Entwickeln sich alle drei dieser Eigenschaften in einer Person sprechen wir von dunkler Triade. Diese Menschen sind zu allem fähig. Sie tauchen auf als Massenmörder, können unerkannt große Organisationen leiten, entwickeln kriminelle Organisationen, sie können in politische und militärische Ämter aufsteigen, ja sogar Staatsoberhäupter werden. Erst wenn der Schaden zu groß und zu offensichtlich wird erkennen die gutmütigen, angepassten Bürger, was wieder passiert ist. Viele fragen sich warum lässt die Natur so etwas zu. Die Natur hat zwei wesentliche Grundlagen: Entwicklung und Kooperation. Menschen kooperieren mit Narzissten, mit Psychopaten und Sadisten. Viele sind sogar anfangs ganz dankbar, wenn jemand das Sagen hat und die Richtung vorgibt. In diesem Zusammenhang entwickeln sich seit Jahrtausenden Gesellschaftssysteme mit dominanten, starken bis gewaltigen Führungspersonen und untergeordneten „braven“ und „angepassten“ Bürgern. Früher waren die Schäden von Millionen Toten auch eine Katastrophe, die Natur konnte sich jedoch auch nach schweren Kriegen wieder erholen. Die Menschen sind inzwischen wesentlich intelligenter geworden,  leider nicht sozial kompetenter. Gewaltige Führungskräfte können heute wesentlich gefährlicher werden als früher. Im schlimmsten Fall können Führung und Gewalt die ganze Menschheit auslöschen. Wenn wir langfristig daran etwas ändern wollen, dürfen wir gewaltsame Führung nicht mehr verherrlichen, wir müssen diese Mechanismen durchschauen, in der Kindererziehung, in den Medien, in der Politik, in der Wirtschaft. Wir brauchen in der Zukunft friedliche und wertschätzende Führungskräfte und mündige selbstbewusste Bürger.  Dann kann sich eine gute Zukunft für alle entwickeln.
Ich wünsche uns in diesen bewegten Zeiten viel Mut und Zuversicht. Ich habe diese Woche einige sehr aufmunternde Botschaften von lieben Menschen erhalten, einige leite ich euch hier weiter. Zudem schicke ich das Cover meiner Bücher „Machtspiele waren gestern“ das Friedensmärchen „Nicki und der Leuchtturm“ und meine Erfahrungen aus meine Arbeit mit Gewaltstraftätern „Was ist S(s)chuld?“ Diese Bücher befassen sich mit der Thematik Gewalt und Führung und mit dem möglichen Happy End
Eine gute neue Woche, bleibt freundlich, klug, friedlich und zuversichtlich, am Ende wird alles gut.
Gertrud Müller

https://www.facebook.com/martin.ruetter/videos/als-ich-dieses-lied-das-allererste-mal-geh%C3%B6rt-habe-da-war-ich-11-jahre-altheute-/3183042991985148/

 

Gemeinschaftsgefühl

Sigmund Freud, Alfred Adler und Carl Gustav Jung waren die Begründer der Psychoanalyse. Alle drei waren sich einig, dass psychische Probleme aus dem Unterbewusstsein kommen. Sie trafen sich regelmäßig, waren sich jedoch mit der Zeit uneins über Ursache und Behandlung der unbewussten Prozesse. Freud glaubte die Ursache von unbewussten Störungen liegt im Konflikt von gesellschaftlichen Normen und den Trieben der Person, Adler sah das Probleme des Unbewussten im Minderwertigkeitskomplex, der durch Abwertung und Lieblosigkeit in Familie und Gemeinschaft entsteht. Für Jung war das kollektive Unbewusste in der Ahnengeschichte Ursache von Störungsmustern. Heute wissen wir alle drei hatten Recht: Die psychische Störung bildet sich in den Neurotransmittern im Gehirn der einzelnen Person. Die Gemeinschaft hat einen wesentlichen Anteil wie gestresst, ängstlich oder wütend sich Personen fühlen; und wir wissen, dass Traumata aus früheren Generationen durch epigenetische Veränderungen weitergegeben werden und unsere Stress-Angst und Wutsysteme stören. Wir brauchen Therapiemöglichkeiten für die einzelne Person, für die Gemeinschaft, in der Menschen zusammenleben und für Kulturen, die sich aus überlieferten Kriegstragödien befreien müssen. Das heilsame Gemeinschaftsgefühl der Zukunft kann somit nicht in der Verantwortung einzelner Personen liegen. Gemeinschaften der Zukunft müssen darauf achten, dass alle Beteiligten geachtet werden, um gesunde selbstbewusste Entwicklung zu ermöglichen. Das heilsame Gemeinschaftsgefühl der Zukunft muss nach Versöhnung von allen Menschen, Tieren, Pflanzen und der Natur streben, damit wir überleben können.
Nur wenn wir dieses 3 Perspektiven des Gemeinschaftsgefühls anstreben, lernen wir, was wir tun müssen, dass wir selbst, unsere Kinder, unsere Enkel und weitere Generationen überleben und gut zusammenleben können. Weder Politiker, Mächtige oder Super-Reiche können das für uns leisten. Jede/Jeder Einzelne muss Verantwortung übernehmen. Jede und Jeder muss ihren und seinen Beitrag leisten, sonst werden wir es nicht mehr schaffen. Manchmal brauchen wir Menschen einen gewissen Druck, eine gewisse Not um aktiv zu werden. Vielleicht ist die aktuelle globale Bedrohung inzwischen groß genug um zu erkennen:

– Es ist Zeit Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen

– Es ist Zeit alte Feindschaften aufzugeben und das Kriegsbeil endgültig zu begraben

– Es ist Zeit sich mit anderen Menschen, mit den Tieren und Pflanzen zu versöhnen und neue Formen des Zusammenlebens zu wagen.

Der Gewinn ist groß, eine befreite hoffnungsvolle Zukunft, in der wir uns gegenseitig helfen, miteinander teilen und voneinander lernen.

In diesem Sinne wagen wir den Frühling der neuen Menschheit, wagen wir in jeder neuen Situation unser Bestes zu geben.

Gertrud Müller

Kooperation der Wahrnehmung

Wenn sich zwei oder mehrere Menschen darüber unterhalten, was sie sehen oder gesehen haben, kommt es oft zu Streit: Ich habe es genau gesehen, „heute Morgen waren zwei Personen auf dem Hügel gestanden“, sagt der erste Beobachtende“ Nein sagt die zweite Beobachterin: Das waren nur unsere Schatten“. Ein weitere Beobachtung wird geschildert: auf dem Hügel sieht man über die ganze Stadt, nein sagen andere auf dem Hügel waren nur Bäume, Sträucher und Landschaften eine Stadt war nicht zu sehen. Je nach Blickwinkel und Blickrichtung ist jede Beobachtung und die Aussage über diese Beobachtung für diesen Moment richtig. Jeder Mensch sieht nur einen Teil der Landschaft, der Szene, des Lebens. Erst wenn man die unterschiedlichen Bilder, der verschiedenen Blickwinkel zusammenlegt wird wie bei einem Puzzle die ganze Landschaft erkennbar, die sich aus so vielen Blickwinkeln zusammensetzt. Es ist wirklich spannend zu vergleichen, was hast du heute wahrgenommen, gesehen, gehört und was habe ich wahrgenommen, gesehen und gehört. Solange wir beurteilen, dass die eine Wahrnehmung die richtige und die andere die falsche ist, sehen wir viele Nuancen des Lebens nicht. Wir können wesentlich mehr, differenzierter und am Ende vermutlich auch wahrheitsgetreuer wahrnehmen, wenn wir unsere Beobachtungen mit den Beobachtungen der anderen ergänzen und erweitern. Bitte überprüfen Sie selbst, besprechen Sie mit anderen, was Sie selbst sehen und was andere gesehen hatten, sprechen Sie über die unterschiedlichen Blickwinkel der Wahrnehmung; die Verständigung, die Toleranz und das gegenseitige Wissen kann sich dadurch wesentlich verbessern.

In diesem Sinne ein spannende neue Woche mit vielen unterschiedlichen Blickrichtungen und neuen Blickwinkeln

Gertrud Müller

Fremdbestimmung – die kranke Kooperation

So wie der Körper krank werden kann, so kann auch die Kooperation im Körper, in Beziehungen und Gemeinschaften krank werden: Im gesunden Körper sendet das Gehirn Reize an Zellen und Organe. Die Zellen und Organe melden ihre Empfindungen und Zustände ans Gehirn zurück: Schmerzen, Hunger, Angst oder anderes Unbehagen, natürlich auch Wohlfühlen. Ein gesundes Leben ist ein ständiger Kreislauf, der an Lebenserhaltung, wechselseitige Kooperation und Weiterentwicklung ausgerichtet ist. Ähnlich verhält es sich in gesunden Beziehungen und Gemeinschaften. Handlungen werden in Absprachen geplant und jeder Beteiligte meldet seine Empfindungen zurück. Wie kann es passieren, dass im Körper, in Beziehungen und Gemeinschaft dieser gesunde Austausch nicht mehr gepflegt, verhindert oder ignoriert wird? Es gibt Menschen, die hören nicht auf Ihren Körper. Es gibt Gemeinschaften, die ihren Mitgliedern nicht mehr zuhören. Die Kooperation untereinander ist gestört. Gefühle werden unterdrückt und Reize kaum mehr weitergegeben. Diese kranken Kooperationen funktionieren zwar noch halbwegs automatisiert, es findet jedoch keine Weiterentwicklung mehr statt. Die Beteiligten sind abgelenkt durch unausgesprochene Erwartungen von Anderen, durch unangemessene Leistungsvorgaben, sie erleben Ausgrenzung und wehren sich kaum mehr bei Demütigung. Weder die Reize von außen noch Empfindungen, die zur inneren Kooperation nötig sind, können erlebt und weitergegeben werden. Die Angst aus der Gruppe, Familie oder Kultur heraus zu fallen wird größer. Gefahren, Bedürfnisse, Wünsche und Träume werden kaum mehr wahrgenommen, identifiziert oder ausgesprochen. Das fremdbestimmte Funktionieren erfordert andere Kompensationen: perfekt sein, eine Show spielen, sich besser darstellen als man ist, übertriebene Arbeitssucht, extremer Ehrgeiz, Fehler vertuschen, …um nur einige zu nennen. Die fehlende echte, wertschätzende und mitfühlende Kommunikation führt zu Dysbalancen im Körper, in Beziehungen und Gemeinschaften. Es entstehen weitere Formen der Unklarheit, der Abhängigkeit, die Fehlbelastungen zur Folge haben. In diesem Phasen entwickeln Mächtige, die Idee über andere herrschen- und bestimmen zu wollen. Bei Dysbalancen gewinnen Mächtige an Einfluss und die Abhängigen werden abhängiger. Nur wenn wir diese Mechanismen durchschauen, können wir die kranke fremdbestimmte Kooperation hinter uns lassen und Veränderung in Richtung Gesundheit, wertschätzende Beziehungen und gesunde Gesellschaften anstreben.

Eine schöne neue Woche

Gertrud Müller