So wie der Körper krank werden kann, so kann auch die Kooperation im Körper, in Beziehungen und Gemeinschaften krank werden: Im gesunden Körper sendet das Gehirn Reize an Zellen und Organe. Die Zellen und Organe melden ihre Empfindungen und Zustände ans Gehirn zurück: Schmerzen, Hunger, Angst oder anderes Unbehagen, natürlich auch Wohlfühlen. Ein gesundes Leben ist ein ständiger Kreislauf, der an Lebenserhaltung, wechselseitige Kooperation und Weiterentwicklung ausgerichtet ist. Ähnlich verhält es sich in gesunden Beziehungen und Gemeinschaften. Handlungen werden in Absprachen geplant und jeder Beteiligte meldet seine Empfindungen zurück. Wie kann es passieren, dass im Körper, in Beziehungen und Gemeinschaft dieser gesunde Austausch nicht mehr gepflegt, verhindert oder ignoriert wird? Es gibt Menschen, die hören nicht auf Ihren Körper. Es gibt Gemeinschaften, die ihren Mitgliedern nicht mehr zuhören. Die Kooperation untereinander ist gestört. Gefühle werden unterdrückt und Reize kaum mehr weitergegeben. Diese kranken Kooperationen funktionieren zwar noch halbwegs automatisiert, es findet jedoch keine Weiterentwicklung mehr statt. Die Beteiligten sind abgelenkt durch unausgesprochene Erwartungen von Anderen, durch unangemessene Leistungsvorgaben, sie erleben Ausgrenzung und wehren sich kaum mehr bei Demütigung. Weder die Reize von außen noch Empfindungen, die zur inneren Kooperation nötig sind, können erlebt und weitergegeben werden. Die Angst aus der Gruppe, Familie oder Kultur heraus zu fallen wird größer. Gefahren, Bedürfnisse, Wünsche und Träume werden kaum mehr wahrgenommen, identifiziert oder ausgesprochen. Das fremdbestimmte Funktionieren erfordert andere Kompensationen: perfekt sein, eine Show spielen, sich besser darstellen als man ist, übertriebene Arbeitssucht, extremer Ehrgeiz, Fehler vertuschen, …um nur einige zu nennen. Die fehlende echte, wertschätzende und mitfühlende Kommunikation führt zu Dysbalancen im Körper, in Beziehungen und Gemeinschaften. Es entstehen weitere Formen der Unklarheit, der Abhängigkeit, die Fehlbelastungen zur Folge haben. In diesem Phasen entwickeln Mächtige, die Idee über andere herrschen- und bestimmen zu wollen. Bei Dysbalancen gewinnen Mächtige an Einfluss und die Abhängigen werden abhängiger. Nur wenn wir diese Mechanismen durchschauen, können wir die kranke fremdbestimmte Kooperation hinter uns lassen und Veränderung in Richtung Gesundheit, wertschätzende Beziehungen und gesunde Gesellschaften anstreben.
Eine schöne neue Woche
Gertrud Müller