Werden und Vergehen

Gerade jetzt im Frühling feiern wir das Leben. Die Blumen blühen, die Bäume haben frisches Grün aus ihren kahlen Zweigen gezaubert. Die Insekten summen und trauen sich wieder aus der Erde. Die Sonne erwärmt die Körper, verzaubert die Gefühle, erhellt die Gedanken und erfreut unsere Seelen. Dieses Leben lieben wir, die Sonne scheint, die Welt erstrahlt in allen Farben, Vögel singen ihre schönsten Lieder, Katzen räkeln sich zufrieden in warmen Sonnenstrahlen, alles Leben erscheint glücklich, freudig, übermütig und wie frisch verliebt.

Was die Menschen nur ungern wahrhaben wollen. All dieses Leben entsteht nur im Zusammenspiel mit dem Tod. In jedem Menschen sterben täglich 50 bis 70 Milliarden Zellen, die erneuert werden. So erneuert sich das Leben um jung und frisch zu bleiben, auch wenn sich das unserer direkten Beobachtung  und Wahrnehmung entzieht. Derzeit besteht weltweit ein großes Sterben, statistisch wird das als Übersterblichkeit bezeichnet, das heißt es sterben seit 2020 weltweit mehr Menschen als davor. Es sterben nicht nur Menschen, es sterben viele Arten aus, es sterben Traditionen, Lebensweisen, Sprachen, Kulturen. Es wird vieles vernichtet und zerstört durch Feuer, Fluten, durch Kriege und die Eingriffe der Menschen in die Natur.

Der moderne Mensch glaubt sich über die Natur erheben zu können. Gerade mit der Digitalisierung hoffen die Menschen derzeit die Kontrolle über die Natur zu erhalten oder zu gewinnen. Ich verlinke hier einen interessanten Podcast dazu von meiner Freundin Frau Prof. Dr. Birgit Spies im Gespräch mit dem Wirtschaftsethiker Prof. Dr. Hendrik Müller. https://www.podcast.de/episode/686480448/8-leben-wir-im-technofeudalismis

Gerade jetzt im Frühling können wir daran denken wie wunderschön die Natur ist mit all ihrer Vielfalt, ihrem Werden und Vergehen, mit den Jahreszeiten und der Kooperation der unterschiedlichsten Lebewesen. Organismen spielen miteinander in der belebten Biologie und im Zusammenspiel mit der unbelebten Materie mit den Steinen, Mineralien, und dem sanften Übergang der Energien dazwischen.

Alle Lebewesen brauchen das Zusammenspiel der Energien von Tag und Nacht von Himmel und Erde, von Chaos und Ordnung von der geistigen und der materiellen Welt.

Wir können uns jeden Tag fragen: Was wollen wir eine Welt aus Maschinen und Technik, eine kriegerische oder eine friedliche Welt, eine bequeme Welt, in der ich konsumiere und mich bedienen lasse. Wollen wir in der Zukunft in einer Welt aus leblosen Maschinen leben, wollen wir in unendlichen Bergen aus Müll versinken, wollen wir eine Welt mit Kriegen und unendlich viel Leid. Wollen wir die Herrschaft von Menschen, die uns in diese dystopische Welt führen und verführen wollen? Oder wollen wir uns wieder versöhnen als Menschen untereinander, mit der Natur, mit dem natürlichen Prozessen aus Leben und Sterben aus Werden und Vergehen.

Die meisten Menschen glauben immer noch die Regierungen, der Staat und Obrigkeit müssen das Leben wieder ordnen. Dabei ist jeder einzelne gefordert, herausgefordert: wie kann ich blühen, wie kann ich singen, wie kann ich spielen und mitspielen, was kann ich aufräumen, was lasse ich sterben und vergehen in meinem Leben, was möchte ich entwickeln und erschaffen.

Wir können wieder lernen, selbstverantwortlich zu leben, zu denken und zu fühlen, wir können uns durch die Natur und durch Stille inspirieren lassen, statt ständig zu schauen, was machen andere, was machen die Medien, was sollen wir denken, was sollen wir kaufen, wie werden wir reich. Wir können uns wieder auf unsere eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten besinnen. So werden wir selbst wieder Teil der Natur. So können wir nicht nur die Schönheit der Natur als Zuschauer bestaunen, sondern wieder Teil der Natur sein und werden und diese Natur in unserem Innersten spüren.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen wunderschönen 1.Mai und den Start in die warmen Monate des Jahres

Herzliche Grüße

Gertrud Müller