Krank oder gesund

Sind Sie gerade gesund oder krank? Wir sagen: Ich bin gesund, oder: Ich bin krank.
Was bedeutet diese Zuordnung? Wenn wir es genauer betrachten, wird diese Aussage ungenau. Solange ich sagen kann, ich wäre krank, bin ich noch nicht vollkommen krank. Der Mund und das Gehirn funktionieren noch. Genauer gesagt, müssten wir sagen: Ich fühle mich krank, oder: Mein Körper leidet an einer Schwäche, an einer Störung in einem Bereich, andere Bereiche sind gesund. Wichtig ist außerdem die Veränderbarkeit dieses Zustandes. Die Symptome verändern sich bei einer Krankheit, sie sind nicht statisch. Es gibt bessere und schlechtere Tage. Ganz entscheidend ist auch wie Kranke selbst und deren Umfeld über die Krankheit sprechen.
Wir sprechen von heilbaren und unheilbaren Krankheiten und stellen gleichzeitig fest, dass selbst unheilbare Krankheiten aussterben können.
Wer fühlt sich heute noch von Pocken oder Pest bedroht? Wer hätte in den 90er Jahren gedacht, dass es für AIDS Medikamente geben könnte? Krankheiten sind für uns dann schlimm, wenn sie nicht greifbar, nicht verstehbar sind, wenn es keine Aussicht auf Besserung gibt. Manche Menschen brauchen andere, die an ihre Kräfte glauben, einen Zuversicht gebenden Arzt, einen liebenden Partner. Einer der dich liebt, auch wenn du krank bist. In manchen Familien gibt es mehr Krankheiten und in anderen weniger. Es gibt auch Gesunde, die Angst vor Krankheit haben und Kranke verunsichern oder ausgrenzen. Gesundheit ist ein hohes Gut, aber das kann sich schnell ändern, wie z.B. ein Hörsturz oder aktuell die Coronavirusinfektion.
Wir Menschen können Krankheiten gemeinsam oft mutiger begegnen. Ärzte können neue Therapien entdecken, Epidemiologen können die Infektionswege erkennen und vermindern. Patienten selbst können neue Ansätze finden, durch Natur, Sport, Ernährung, Entspannung, liebevolle Beziehungen und Lebenssinn. Wir können durch gemeinsames Forschen und gegenseitige Unterstützung lernen, eine Krankheit zu überwinden.
Wir verbreiten mit Krankheit oft viel Drama und Hysterie. Krankheit kann immer auch den Hinweis auf ein besseres Leben geben. Jeder Kranke kann sich fragen: Was kann ich verändern, in meinem Alltag, in meinen Beziehungen? Kranke, die glauben die Krankheit wäre ein Schicksal und niemand könnte sie behandeln, verlieren Mut, verlieren Hoffnung und Zuversicht. Kranke, die Krankheit als vorübergehenden Zustand und als Herausforderung betrachten, können glauben, vertrauen und wieder genesen.
Haben Sie schon mal Wasser beobachtet? Wasser ist mal Dampf, mal Flüssigkeit oder mal Eis und doch bleibt es Wasser, es wechselt lediglich den Aggregatzustand. Genau so ist es mit Krankheit. Wir können bei Krankheit an einen Schneemann denken. Genau wie dieser Schneemann schmilzt und verschwindet, genauso kann eine Krankheit unbedeutend werden. Krankheit und Gesundheit sind Zustände des Körpers, die sich verändern.
Und jede Krankheit, die überwunden wird, macht auch den anderen Mut. Es gibt immer Menschen die das scheinbar Unmögliche schaffen, vielleicht sind Sie ja der Erste, der ihre Krankheit übersteht. Es hat immer welche gegeben, die etwas Neues schafften. Nur so entwickeln wir uns als Menschheit weiter. Pioniere zeigen uns den Weg, werden wir selbst zu einem Pionier und zu einem Vorbild für andere!
Eine schöne neue und zuversichtliche Woche mit viel Pioniergeist.
Gertrud Müller

Hinter den Wolken

Hinter den Wolken,
Als Menschen sehen wir immer nur das Vordergründige. Das Überdeckte, Versteckte, Verborgene können wir nur erahnen, erschließen, suchen, erwarten oder entdecken.
Wir sehen die Sonne hinter den Wolken nicht und wissen doch, dass sie da ist, wir sehen in der Freude die Trauer nicht und in der Trauer nicht die Freude. Wir sehen das Baby in dem alten Menschen nicht und im Baby nicht den Erwachsenen, der entstehen wird. Wir sehen Momentaufnahmen, jedoch nicht den Prozess der Veränderung. Wir sehen den Schmetterling, der aus der Raupe entstanden ist und doch können wir die Impulse, die diese Veränderung auslösen, nicht erkennen. Im Film und in Geschichten lassen sich Prozesse abbilden und erzählen. Es ist die Frage, ob wir Prozesse nicht sehen können, ob wir verlernt haben Prozesse zu sehen oder ob wir dynamische Denk- und Wahrnehmungsmuster noch nicht erlernt haben. Immerhin können wir mit Computersimulation Prozesse abbilden oder entwerfen. Wir können aus Erfahrungen erschließen, wie das Wetter wird, ob ein Engagement sich lohnen wird, ob wir ein Ziel erreichen können. Eine Garantie haben wir nicht. 

Derzeit ist viel im Umbruch, in der Umwelt, in der Forschung, wir befinden uns mitten in einem enormen Prozess der Veränderung, einem kollektiven Lernprozess, den wir alle nicht verstehen. Vielleicht ist das genau unsere große neue Chance. Vielleicht können wir Prozesse nur verstehen, wenn wir uns erzählen, was wir uns wünschen, worüber wir traurig sind, welche Ideen wir haben, welche Ziele wir erreichen möchten… Vielleicht lassen sich Prozesse nur im Miteinander verstehen, im Miteinander gestalten und erleben. Vielleicht erkennen wir Menschen im Miteinander das Zusammenspiel von Sonne und Wolken, von Freude und Trauer, von Raupe und Schmetterling.
Eine schöne neue Woche trotz oder auch gerade wegen Veränderung und viele erfüllende Momente des Miteinanders

Gertrud Müller

Gewalt ist uncool

#Gewaltistuncool
Wer erlaubt eigentlich Gewalt anzuwenden? Gesetzlich ist Gewalt fast überall verboten, dennoch üben weltweit Menschen Gewalt aus, an Mensch, Tier und Natur. Nicht nur Menschen, sondern ganze Industriezweige.
Auch Millitär und Guerillagruppen erklären andere Menschen zu Feinden, obwohl sie diese gar nicht kennen. Sie schädigen, vertreiben und töten ihre Opfer. Geheimdienste und sogar Staatschefs erlauben sich gezielte, geplante Tötungen zu begehen bzw. anzuordnen, das wird offiziell und sichtbar in den Nachrichten gezeigt, ohne dass diese Form der Gewalt, der Körperverletzung in irgendeiner Form angeklagt oder verfolgt wird.
Es wurden Gesellschaften und Kulturen geschaffen, in denen ein Teil der Menschen (z.B. ein Staatsorgan) andere ganz offiziell schädigen darf, ein anderer Teil der Menschen (z.B. Illegal Tätige) darf anderen nicht schaden und wird für Gewalt verurteilt, bestraft und eingesperrt. Wenn sich Menschen gegen diese Systeme wehren, können sie als Staatsfeinde, Landesverräter oder Terroristen eingestuft werden, und gehören dann schnell zu den Verfolgten, denen ganz legal Gewalt angetan werden kann.
Die Methode Gewalt mit Gewalt zu vertreiben funktioniert nicht, Aug um Aug und Zahn um Zahn hat früher nicht funktioniert und funktioniert auch heute nicht. Durch gewaltsames Denken, Sprechen und diverse Videospiele verbreiten Menschen Misstrauen, fördern immer neuen Hass, und Gewalt wird zur Faszination. Jagd diente früher dem Überleben, heute ist Menschenjagd ein faszinierendes Spektakel geworden, das den Medien und der Kriegsindustrie die besten Gewinne beschert.
Für Täter und Opfer ist und bleibt Gewalt schädlich.Täter leiden immer mehr unter Schuldgefühlen, vereinsamen oder schließen sich mit anderen Tätern zusammen. Sie versuchen ihre Schuldgefühle mit Drogen oder neuen Taten zu verharmlosen und verrohen immer mehr. Dadurch erleben sie keine liebevollen Freundschaften und kein erfülltes Leben, am Ende bleibt oft nur mehr der Suizid um sich von diesem Leben zu trennen. Opfer leiden an ihren seelischen und körperlichen Wunden, ziehen sich zurück, werden ängstlich und beteiligen sich nicht mehr am Leben, sie werden depressiv und krank. Es bleibt ein Chance: Opfer und Täter können sich Hilfe holen und aus dem Kreislauf der Gewalt aussteigen.
#Gewaltistuncool!
Wenn wir klug, ehrlich und mutig handeln, können wir uns selbst und andere vor Gewalt schützen, werden keine Mitläufer. Wenn wir wachsam und achtsam sind, finden wir echte Freunde und sind selbst ein echter Freund für andere.
Sei #aktivfürFrieden
In diesem Sinne eine engagierte neue Woche
Gertrud Müller
 

 

Das neue Jahr

Foto. Franziska Neufeld
Ein neues Jahr beginnt, jetzt kann’s endlich losgehen, jetzt wird alles besser!
Ja, wenn da nicht die alten Gewohnheiten wären und die Bedrohungen durch Kriege und Katastrophen, die uns schon gleich nach den Feiertagen wieder erschrecken. Wir spüren einzeln und kollektiv wie schwer es ist die tollen neuen Vorsätze umzusetzen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.

Wenn wir auf die vergangenen Jahre zurück blicken, dann bemerken wir so manchen Fortschritt und auch Rückschritte und Stagnationen, wir können heute einiges besser, das motiviert uns. Gelingt einiges nicht, trotz Anstrengung, reagieren wir frustriert und ein Scheitern lässt uns Gefühle der Verweiflung erleben. Eigentlich ist alles ganz klar: Das Leben fordert uns heraus und wir sind lernende und übende Wesen, ein Leben lang.

Wir verzweifeln im Winter auch nicht, weil die Bäume keine Blätter mehr tragen, wir vertrauen auf den nächsten Frühling. Genau so kommen, wenn wir lernen, nach bitteren Erfahrungen auch wieder Erfolge.

Das Leben fordert Kinder auf zu laufen und zu sprechen. Das Leben fordert Kranke auf, nach Gesundheit zu streben und fordert Menschen mit geringem sozialen Status heraus, sich um ein besseres Leben zu bemühen. Das Leben fordert Hungernde heraus nach Nahrung zu suchen und treibt Flüchtende an Schutz zu finden.

Vielleicht können wir dieses Jahr  die Herausforderungen des Lebens noch besser annehmen,  statt andere Menschen zu beschuldigen und zu verurteilen. Vielleicht können wir uns gegenseitig unterstützen und genau von dem lernen, was uns das Leben als Schwierigkeit vor die Füße legt, z.B. bei Konflikten, bei Umweltschutz, in der Wirtschaft und der Politik. Wir können lernen es besser zu machen immer wieder, sowohl als Einzelne und auch kollektiv in Betrieben, Organisationen und in der Politik. Wenn wir uns einzugestehen Lernende zu sein und immer mehr miteinander und voneinander lernen, dann entwickeln wir uns weiter und wir haben wieder das Gefühl: das Leben meint es gut mit uns.

In diesem Sinne viel Mut und Kraft für das neue Jahr und eine kindliche Begeisterung am Lernen.
Gertrud Müller