Monokulturen

Foto Franziska Neufeld

Die moderne auf wirtschaftliche Gewinne ausgerichtete Welt denkt in Massen.
Massen an Lebensmittel, die hergestellt werden, Massen an Autos, die produziert werden, Massen an Menschen, die Arbeit brauchen, Massen an Geld das in Geldströme geleitet wird.
Will man Massen verwalten, braucht man ein Gleichgewicht von Regulierung und Freiheit.
Landwirtschaft, Medizin, Bildung und Wirtschaftsgüter sind heute auf Normen getrimmt.
Monokulturen, Normgröße der Früchte, die normierte Lebensleistung der Milchkuh,
die gesetzliche Norm des Saatgutes, Normwerte in der medizinischen Diagnostik, Standardbehandlungen, Normleistungen der Kassen.
Die Bildung wurde normiert auf anerkannte Bildungsstandards, Mode richtet sich nach Norm-Kleidungsstilen, die Gesellschaft ordnet sich in schichtspezifisch normierte Lebensstile.
Sowohl Menschen als auch Pflanzen lassen sich in solchen Strukturen führen, jedoch nur für begrenzte Zeit. Jedes vom Menschen konstruierte und kontrollierte Gleichgewicht der Massen löst sich wieder auf. Sei es nach einem Konzertbesuch, wenn das Event vorüber ist. Nach einer Wahl, wenn die Regierung wechselt oder durch Krieg und Tod, sobald Systeme nicht mehr funktionieren.
Viele Menschen sehnen sich nach Normen, die unsere Welt ordnen, sie sind bereit sich einzuordnen um nicht aufzufallen.
Es gibt aber auch die sogenannten „Störer“, Menschen, Tiere und Pflanzen, die sich nicht in Regularien einordnen lassen. Gerne werden diese Wesen aussortiert, als abnormal betrachtet, abgewertet, ausgegrenzt, verfolgt. Dieses Sortieren nach guter Norm und böse Störer verursacht weltweit Auseinandersetzungen.
Wir sollten stattdessen solche Störer willkommen heißen, sehen wir doch, das unsere Regularien löchrig sind. In Asien gibt es das Yin und Yang-Symbol, aus der Wissenschaft wissen wir, dass alles nach Austausch und Verbindung strebt. In diesem Spiel von Freiheit und Ordnung gibt es keine gute Norm und böse Störer.
Betrachten Sie einmal Blätter, Blumen und Tiere. Keines gleicht dem anderen, selbst wenn sie ähnlich sind. In der Natur existiert weder totale Gleichheit noch totale Verschiedenheit. Das ist der Zauber, der die Natur so faszinierend macht. In der Natur sind alle Wesen gleich wertvoll, sie haben gleiche Bestandteile und sind doch verschieden. Wenn wir diese Lektion von der Natur lernen, dann kann es uns allen wieder gut gehen, wir sehen das Verbindende und achten das Andere und Fremde.
Ich wünsche uns allen, dass wir die Denkkategorien von normal und unnormal ablegen und einfach wieder die Schönheit in Ähnlichkeit und Verschiedenheit entdecken können.
Eine schöne neue Woche
Gertrud Müller