Aufenthaltsbestimmungsrecht

In der Natur und der natürlichen Tierwelt halten sich die Lebewesen dort auf, wo es ihnen am besten geht und wo sie am besten gedeihen. In der menschlich gelenkten Welt werden Menschen und Tiere gehalten und verwaltet, in Orten und Staaten, in Kulturen und Religionen, in Arbeitswelten, in Industrie und Landwirtschaft, gebunden durch Grenzen, Gesetze, Verwandtschaftsbeziehungen, Geld und Marktchancen.
Wer sich wo auf der Welt aufhalten darf, ist durch Gesetze und Völkerrechtsabkommen genau geregelt. Derzeit sehen wir deutlich, welche Spannungen zwischen dieser natürlichen und der von Menschen geschaffenen Weltordnung entstehen. Es gibt Menschen, die vertrieben werden, und andere, die vor Kriegen fliehen. Es gibt die Eingesperrten in Gefängnissen, in Internierungs- und Flüchtlingslagern. Neuerdings werden Menschen wegen des Coronavirus zum Hausarrest verpflichtet.
Wir nennen uns zivilisierte Menschen und haben trotzdem mit dem Thema Freiheit und Ordnung noch große Probleme. Wir halten uns mehr an die menschlichen Gesetze als an die natürlichen Gesetze. Vielleicht können wir auch hier von der Natur lernen. Alle Zellen und Gestirne haben Handlungsspielräume und halten sich dennoch an die höhere Ordnung. Vielleicht haben wir diese höhere Ordnung einfach noch nicht verstanden. Vielleicht finden wir eines Tages eine Weltordnung, in der sich die Menschen dort aufhalten können, wo sie sich wohlfühlen und nicht dort, wo sie festgehalten werden.
Ich wünsche uns allen Freiheit und Geborgenheit, mit der wir uns wohlfühlen.
Eine schöne, neue Woche
Gertrud Müller