Wie geht‘s Ihnen? Das fragen Menschen häufig, eher als Floskel, als aus echtem Interesse. Der Andere antwortet refexartig gut und geht weiter, selbst wenn es ihm nicht gut geht. Ist ja nichts besonderes, meinen Sie? Machen ja alle so. Mit dieser kleinen Szene beginnen wir damit unehrlich zueinander zu sein, das fühlt sich vielleicht vertraut an, weil es alle so machen, echtes Wohlfühlen wird dabei nicht erlebt. In einer Oase des Wohlfühlens begegnen sich die Menschen mit ehrlichem Interesse, es ist dem einen nicht egal wie es dem anderen geht. In Oasen des Wohlfühlens vertrauen sich Menschen gegenseitig, zeigen ehrliches Interesse und sagen sich gegenseitig wie sie sich fühlen, was sie in ihrem Innersten bewegt. Menschen, die Oasen des Wohlfühlens miteinander erleben haben das Gefühl, der andere freut sich mit mir, wenn’s mir gut geht, er trauert mit mir, tröstet mich, wenn es mir schlecht geht, wir suchen gemeinsam nach Lösungen, wenn etwas nicht gut gelaufen ist. Viele Menschen in westlichen Industrienationen erleben heute diese Oasen des Wohlfühlens kaum mehr. Nur in kurzen Augenblicken, bei einem Waldspaziergang, an einem schönen Sommertag, Momente im Urlaub, mit ganz neuen Eindrücken, im Verliebtsein. In diesen Momenten taucht die Ahnung auf, es könnte mehr möglich sein an Glück und Lebensqualität. Die meisten Personen erleben diesen Zustand des Glücklichseins und des Wohlfühlens als sehr fragile Momente, die wie Seifenblasen zerbrechen. Ist es nicht unser eigentliches und ursprünglichstes Lebensziel glücklich zu sein und uns wohl zu fühlen? Beobachtet man Babys so wird diese angeborene Sehnsucht sichtbar: Babys schreien, wenn sie hungrig sind und werden ruhig, wenn sie von der liebevollen und zugewandten Mutter aufmerksam gestillt werden. Babys rufen nach Liebe und Sicherheit und sie beruhigen sich schnell, wenn sie von liebevollen Eltern getröstet und getragen werden. Das sind ganz natürliche angeborene Oasen des Wohlfühlens, die meist nicht lange anhalten, weil das Kind erzogen werden muss, lernen muss, dass wir nicht in Oasen des Wohlfühlens leben, sondern in einer harten kämpferischen Welt. Es gibt auf der Erde auch heute noch Oasen des Wohlfühlens, die sogenannten bluezones. In diesen Regionen leben die Menschen in Glück, Achtsamkeit und Freude miteinander, leben ein einfaches Leben; sie haben keinen Stress, sind einander zugewandt und lassen sich gegenseitig in Ruhe, je nach Situation und Bedürfnis. Die Menschen in bluezones werden kaum krank und erreichen ein hohes Lebensalter. Ich möchte mich auf den Weg machen, gern auch mit Ihnen/euch, auf die Suche zu diesen Oasen des Wohlfühlens und möchte die Wüste der künstlich erzeugten Stressfallen überwinden. Ich wünsche mir, dass immer mehr Menschen die endlos scheinenden Dünen des Getriebensein, der Angst, Grausamkeit und Verzweiflung hinter sich lassen und immer neue Oasen der Ruhe und des Wohlfühlens suchen und entdecken.
In diesem Sinne eine schöne neue Woche. Mögen wir Oasen des Wohlfühlens finden in einer getriebenen und krank gewordenen Welt.
Gertrud Müller
Oases of wellbeing
How are you? People often ask this, usually more as a thing you say rather than out of genuine interest. The other person often just answers ‘fine, thank you’ almost out of reflex, even when they are not fine. Nothing special, you say? Everyone does it. This little scene marks the beginnings of dishonesty. It might feel familiar because everyone is doing it, however, real wellbeing is not experienced. In an oasis of wellbeing, people meet each other with real interest, it does matter how the other person feels. In oases of wellbeing, people trust each other, show genuine interest in each other and tell each other how they feel, what moves them. People who experience oases of wellbeing with others feel that the other person is happy for them, grieves with them, comforts them when they are down, we look for solutions together when something hasn’t worked so well. Many people in the western industrial societies hardly ever experience these oases of wellbeing. Only in short moments, during a woodland walk, on a nice summer’s day, moments on holiday with new experiences, when falling in love. In these moments we get a glimpse of how much more happiness and quality of life might be possible. Most people experience these moments of happiness and wellbeing as very fragile, busting like bubbles. Isn’t our most natural and primal aim in life to be happy and to feel good? This innate longing becomes apparent when observing babies: babies cry when they are hungry and calm when their attentive and loving mother feeds them. Babies cry for love and safety and calm down quickly when comforted and carried by their loving parents. These are natural, innate oases of wellbeing that often don’t last long because the child needs to be educated, needs to learn that we don’t live in oases of wellbeing, but instead in a hard, militant world. There are still oases of wellbeing in the world today, the so called Blue Zones. In these regions, people live a simple life full of happiness, mindfulness and joy, they aren’t stressed, they are together or leave each other in peace, depending on situation and needs. These people rarely get ill and they grow very old. I would like to explore, maybe with you, these oases of wellbeing; would like to overcome the desert of artificial stress traps. I wish that more and more people leave behind the seemingly endless dunes of pressure, anxiety, cruelty and despair and find ever new oases of calm and wellbeing.
Have a nice week ahead. May we all find oases of wellbeing in our pressurised, ill world.