Was bedeutet für Sie Fairness? Im alten Testament galt Aug um Aug und Zahn um Zahn als gerecht. Folgt man der Lehre Christi so entsteht durch Vergebung Gerechtigkeit und Nächstenliebe. Für Buddhisten gilt als gerecht und gläubig wer sich auf den Weg macht ein erleuchtetes Leben zu führen. Handelsbeziehungen gelten heute als fair, wenn der Handel seriös über Börse und Banken abgewickelt wird und dabei geltende Gesetze eingehalten werden. Trotz aller Bemühung um Gerechtigkeit und Frieden bleibt bei sehr vielen Menschen ein Gefühl von Ungerechtigkeit. Und es ist nicht nur ein Gefühl: die Dysbalance der Verteilung von Gütern, Geld und Ressourcen ist messbar. In Deutschland besitzt 1/10 der Bevölkerung über zwei Drittel des gesamten Vermögens siehe https://www.deutschlandfunkkultur.de/ungleiche-verteilung-von-vermoegen-superreichtum-verbieten-100.html
Es geht nicht darum, dass ich reichen Menschen ihr Geld nicht gönne, oder es ihnen wegnehmen möchte. Mir macht es Sorgen, dass die menschengemachte Welt immer mehr ins Ungleichgewicht gerät, extreme Geldverteilung vor allem von den benachteiligten Bürgern als sehr unfair empfunden werden. Aus Gefühlen der Ungerechtigkeit entwickeln sich fehlende Fairness, fehlende Toleranz und fehlende Großzügigkeit, es entstehen Kriege und Verbrechen, die wieder Ungerechtigkeiten und unfaires Handeln begünstigen und erzeugen. Ein Teufelskreis, der sehr gefährlich ist, wie man in der aktuellen Weltpolitik sehr gut erkennen kann.
Wie kommen wir raus aus dem Dilemma der ungerechten Verteilung ohne alles zu nivellieren. Vielleicht kann die Lösung sein nicht mehr so sehr auf die Ware zu sehen, die verkauft oder gekauft wird. Viel wichtiger als der Wert der gehandelten Ware ist es, ob sich Bürger, Nachbarschaften, Familien, Parteien usw. fair behandelt fühlen mit Gesetzen, Verträgen, Erbschaften usw.
Bisher gilt als „gutes“ Geschäft ein Handel, bei dem ein möglichst hoher Preis erzielt wird. Das gilt beim Kauf von Waren ebenso wie beim „Kauf“ von Sportlern, Arbeitskräften, Vergnügen, Erlebnissen usw.
Handel, der einen der Beteiligten begünstigt und den anderen arm oder vereinsamt zurücklässt, führt zu Konflikten. Die Völkerverständigung wird schlechter, immer mehr Menschen fühlen sich ungerecht behandelt. Die Politik, weiß kaum noch welche fatale Folgen sich aus ihren Entscheidung ergeben. Wir können wirklich fairen Handel treiben, wenn wir wollen. Wirklich fairer Handel bedeutet, dass Verkauf und Käufer sich wohl fühlen mit dem Preis, dem Angebot, der Art der Abwicklung. Jeder Handel, der so abgewickelt wird führt zum Erfolg. Ein fairer Handel ist ein Erfolg für die ganze Menschheit, ein Beitrag zum Frieden und zur besseren Verständigung untereinander, unter den Gruppen, Völkern und Nationen.
Um sich leichter zu orientieren, ob ein Handel ein fairer Handel ist oder nicht habe ich sog. Fairhandelsscheine entwickelt. Möge es immer öfter gelingen zu fair handeln.
Eine schöne neue Woche mit vielen fairen
Gertrud Müller