Ist Ostern ein Fest der Auferstehung und des Friedens?
Über 2000 Jahre nach der religiös überlieferten Auferstehung gibt es noch immer viele Menschen, Völker, Parteien und Religionen, die glauben sie müssten ihre Stärke durch Gewalt beweisen, sie müssten sich selbst darstellen mit Mega-Show, Lügen, Propaganda, mit Krieg, Gewalt, mit Pomp und Gloria um von anderen angesehen zu sein, ernst genommen zu werden und um sich sicher zu fühlen.
Genau darin liegt der tradierte Fehler, der immer wieder zu schwerer Gewalt, Konflikten und Kriegen führt. Innerlich verkrüppelte und verletzte Menschen glauben sie müssten sich Anerkennung verdienen, durch harte Arbeit, Schönheit, etwas Besonderes Sein, durch Geld und angesehene Positionen. Wer glaubt sich selbst nur gut zu fühlen, wenn er von anderen anerkannt wird, ist innerlich noch nicht auferstanden. Menschen, die so denken müssen sich selbst ständig etwas vormachen, sie müssen kämpfen oder kriechen um Anerkennung und Beachtung zu finden. Sie machen sich größer als sie sind oder lassen sich bemitleiden und bejammern, damit sie die Anerkennung finden, nach der sie sich sehnen. Deshalb ist es wichtig nicht nur die äußere Auferstehung in der Vergangenheit zu feiern, sondern auch die innere Auferstehung, wenn Leid, Schuld, Scham, Konflikt und Trauma überwunden wird.
Menschen, die innerlich auferstanden sind, machen ihren Selbstwert nicht mehr von äußeren Umständen oder der Anerkennung Anderer abhängig. Diese Menschen erlauben sich ihre Gefühle so zu erleben wie sie sind: Sie dürfen sich gut fühlen, ängstlich oder wütend sein, hoffnungsvoll und hoffnungslos. Keines dieser Gefühle macht ihnen Sorgen, weil sie wissen, dass all diese Gefühle einen Sinn haben, eine Ursache und eine Botschaft. Innerlich auferstandene Menschen handeln nicht impulsiv, sie überlegen wie Situationen eingordnet werden können.
In ihrer Weisheit überlegen sich innerlich auferstandene Menschen wie sie möglichst konstruktiv auch schwierige Situationen und Konflikte lösen können, sie suchen Glück und Freude ohne andere zu übervorteilen oder zu schädigen. Mit der inneren Auferstehung fällt sofort der Kampf weg, der Konkurrenzkampf ist nicht mehr nötig, es ist nicht mehr nötig sich Vorteile zu erschleichen, sich selbst zu beschuldigen, Angebereien fallen weg, Wichtigtuerei und Besserwisserei erledigen sich. „Ich bin wie ich bin und so wie ich bin, ist es gut.“ lautet das Mantra des innerlich auferstandenen Menschen. Das gleiche gilt dann auch für andere: „Andere sind wie sie sind und so wie sie sind, sind sie gut“. Der innerlich auferstanden Mensch findet friedliche Wege um sich zu schützen und sich zu behautpten. Er hört auf Gewalt und Kriege als fasznierende Abwechslung zu betrachten, er schaut keine Krimis und spielt keine Gewaltvideospiele. Der innerlich auferstande Mensch vermeidet alles wodurch er Krieg und Gewalt unterstützt, er kauft z.B. keine Aktien von Rüstungskonzernen, weil sie steigen. In Gesprächen beschönigt er Krieg und Gewalt nicht, er verharmlost oder glorifiziert nicht die Folgen von Gewalt und Kriegen und verherrlicht Gewalt nicht als Lösung. Der innerlich auferstandene Mensch weiß: Gewalt erzeugt Trauma, neue Gewalt und Krankheit, das ist sichtbar und wissenschaftlich belegt. Friedliche Kooperation erzeugt Frieden, gute Beziehungen und Gesundheit.
Kein Mensch braucht sich mehr fürchten vor anderen, wenn alle innerlich auferstanden sind. Die Wilden werden zahm und die Zahmen werden mutig und ehrlich sein: so können sehr unterschiedliche Charaktere/ Menschen/ Lebewesen friedlich und doch geschützt miteinander leben.
Schon unsere Vorfahren wussten und glaubten, dass sich Natur und Mensch zu kooperativen Gemeinschaften weiterentwickeln werden. Es hängt von uns allen ab, ob und wann dieses Stadium der Evolution erreicht wird, wann wir innerlich auferstehen. In allen Religionen und Kulturen gibt es diese Paradiesvorstellungen der friedlichen Koexistenz nach dem Tod. Wenn wir die Angst vor dem Tod ablegen, den Tod nicht mehr als Feind sehen, sondern als Teil des Lebens, der auch seinen Sinn und seine Bedeutung hat, kann die innere Auferstehung schon im Leben möglich werden. Das erlebe ich bei vielen Krebspatienten und Menschen nach Nahtoderfahrungen. Sie können innerlich auferstehen, gerade weil sie sich freuen und mutig ihr eigenes Leben leben ohne gelähmt zu sein von Todesangst oder Angst von Ausgrenzung.
In der Bibel wird diese Möglichkeit der friedliche Kooexistenz im Zusamenhang mit Gesundheit in mehreren Stellen beschreiben z.B.: MT. 22,5 „Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf, und Armen wird das Evangelium gepredigt“; Jes 2,11: „Der Wolf wird beim Lamm wohnen, der Leopard wird bei der Ziege liegen, das Kalb und der Löwe und der Jährling werden beisammen sein“. Jes 65,25 „Wolf und Lamm sollen beieinander weiden; der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind, aber die Schlange muss Erde fressen. Man wird weder Bosheit noch Schaden tun auf meinem ganzen heiligen Berge, spricht der HERR.“
Eines ist sicher alle Kulturen, Religionen und viele menschliche Erzählungen glauben an ein Happy End und die Geschichte beweist, dass Friedenszeiten den Menschen schon zeitweise gelungen sind und immer wieder gelingen können.
In diesem Sinne wünsche ich uns alle frohe Ostern und die Möglichkeit und Fähigkeit zur inneren Auferstehung und friedlichem Miteinander.
Gertrud Müller