Als ich noch jung war, glaubten die Menschen ziemlich klar unterscheiden zu können, wer verrückt ist und wer normal. Die „Verrückten“ waren meist lebenslang in der geschlossenen Psychiatrie eingesperrt, die „Normalen“ durften frei herumlaufen.
Man wusste was Fasching ist, was Feiern und was Alltag ist. Fasching und Feiern waren zu festen Jahreszeiten oder mindestens an bestimmten Wochentagen. Heute ist das alles etwas anders. Wir begegnen oftmals relativ außergewöhnliche Zeitgenossen, gefeiert wird immer und überall, es ist nicht mehr klar warum. Und müssen wir uns nicht selbst eingestehen: so ganz normal sind wir alle nicht mehr? Wer möchte heute noch normal oder gar bieder sein?
Irgendwie ist diese Entwicklung gar nicht so verkehrt. Wenn alle etwas verrückt sind, dann ist das ja auch wieder ganz normal. Und wer weiß schon, wo das Normale aufhört und das Verrückte anfängt und umgekehrt. Und wozu brauchen wir noch Fasching? Wenn man es von der humorvollen Seite nimmt, ist das ganze alltägliche Theater, das wir Menschen veranstalten, Fasching und Kabarett pur.
In diesem Sinne, nehmen wir nicht alles ganz so ernst – auch jeder Wahnsinn ist vergänglich.
Eine humorvolle neue Woche
Gertrud Müller
Photo: Franziska Neufeld