Wenn ich Patienten und Klienten treffe, dann geht es im Gespräch oft um den Wunsch der Überwindung eines Zustands. Einen Schmerz überwinden, eine Trauer hinter sich lassen, Not oder Angst nicht mehr zu spüren, eine Last oder eine Schuld nicht mehr zu tragen. Manche möchten eine Trennung überwinden, andere eine Wartezeit oder eine räumliche Distanz. Meine Schüler und Studenten fiebern der Prüfung und ihren Ergebnissen entgegen.
Im asiatischen Sprachgebrauch wird davon gesprochen: Der Weg ist das Ziel. Ich muss mich auf den Weg machen, muss zuerst spüren, dass ich noch nicht da bin, wo ich sein möchte. Genau das ist Lebensenergie, eine Energie, die uns die Möglichkeit gibt, bisherige Zustände zu überwinden. Wenn Menschen diese Lebensenergie spüren, dann können sie erstaunliche Leistungen vollbringen.
Letztes Jahr spürte ich diese Lebensenergie sehr deutlich. Corona-Zeiten und Reisebeschränkungen: ich wollte meine Tochter und ihre Familie in England besuchen, einen Zug oder Flug zu buchen war nicht möglich. Ich überlegte. Da ich gerne Radltouren mache und fit bin – warum nicht mit dem Rad nach England fahren? Weder bei der Planung noch bei der Abreise wusste ich, was während meiner Reise an den Grenzen passieren würde. Es war nicht leicht, alle Schwierigkeiten zu meistern: die Planung der Strecke, das Timing, die Unwägbarkeit des Wetters, berufliche Termine und die eigenen Kräfte zu organisieren.
Ich war sehr glücklich, dass alles gelang und ich die Tour schaffte. Anschließend wollte ich aus den kleinen Filmsequenzen, die ich während der Tour drehte, einen Film schneiden. Auch das stellte mich vor etliche Herausforderungen. Ich versuchte es, übte, lernte, holte mir Hilfe. Und diese Woche wurde der Film endlich fertig!
Ich wünsche uns allen immer wieder diese Lebensenergie, die uns spüren lässt, dass wir das Bisherige, das Leidvolle, das Unfertige und das Vorläufige überwinden können. Eine Lebensenergie, die uns neuen Mut macht und mit der wir stets aufs Neue erkennen: Der Weg ist das Ziel! Anbei die links zu meinem Englandfilm und dem neuen Film Umgang mit Angst
Eine wunderbare neue Woche mit viel Lebensenergie
Gertrud Müller
Umgang mit Angst
Overcoming
When I meet patients and clients, we often talk about the wish to overcome a certain state: to overcome pain, to leave behind grieve, to no longer feel hardship or fear, to no longer bear a burden or guilt. Some want to get over separation, others want to overcome a period of waiting or physical distance. My students anxiously await their exams and exam results. In Asian parlance, they say the journey is the destination. I need to go on my way, need to feel that I’m not yet where I want to be. That is the energy of life, an energy that provides us with the opportunity to overcome the previous state. When people feel this life energy, they can achieve amazing things. Last year, I felt this life energy very acutely. Coronavirus and travel restrictions: I wanted to visit my family in England, my daughter, grandson and son-in-law. I could not book a train or plane ticket. I considered my options. I am physically fit and like to go on bicycle tours, so I had the idea to go there by bike. I did not know what would happen to the borders when I organised the trip and when I left. It wasn’t easy to overcome all the difficulties along the way, to organise route planning, timing, the unpredictability of the weather, work commitments and my own strength and resources. I was very happy that everything worked out fine and I managed to complete the bike tour. After the tour, I wanted to make a film out of the videos I took while riding. That also presented me with a lot of challenges. I tried, practiced, learned, got help. This week, the film has finally been finished. I wish us all this energy of life that lets us feel that we can overcome the previous, the woebegone, the unfinished and the provisional. An energy of life that gives us hope and that makes us realise over and over again: the journey is the destination!