Kranke Welt, gesunde Welt

Wir erleben zur Zeit total erschöpfte Pflegekräfte und Ärzte, die bis zur Erschöpfung arbeiten. Wir sehen Personen, die sich eigentlich ausruhen müssten um nicht bald richtig krank zu sein. Wir erleben leblose Körper, die auf Intensivstationen über Wochen beatmet, gelagert und ernährt werden und nur mit höchster Technologie überleben können. In den Sanitätsfahrzeugen liegen Patienten, für die nach geeigneten Betten in Kliniken gesucht wird. Absurderweise bleiben trotz der ganzen Überlastung relativ gesunde Patienten einige Tage in der Klinik, da bei positivem Coronaabstrich auch ohne Symptome die Coronafallpauschale abgerechnet werden kann. Wie konnte es zu diesen grotesken Zuständen kommen? Natürlich werden die meisten sagen, das ist die Pandemie. Psychologisch, soziologisch und philosophisch lassen sich zusätzlich noch andere Ursachen entdecken. Diese Woche hörte ich ein interessantes Hörbuch, das mir und meinen Thesen der Krisenbewältigung aus dem Herzen spricht (siehe www.survivakscales.de). Das Buch heißt: „Der Welt nicht mehr verbunden“ und beschreibt die wahren Ursachen und Folgen von Depression. Depression bedeutet nicht mehr in Verbindung zu sein mit den eigenen Vorerfahrungen (schöne Erfahrungen und auch Traumata), nicht verbunden sein mit den eigenen Wünschen, Sehnsüchten, Gefühlen, nicht verbunden sein mit der eigenen Intuition und den eigenen Grenzen, nicht mehr verbunden sein mit dem eigenen Körper und mit anderen Menschen. Wenn ich die Zeilen am Beginn dieses Textes nochmal lese, dann spüre ich direkt wie depressiv sich diese Zeilen anhören, wie abgeschnitten diese Menschen von ihrem Leben sind, wenn sie nur noch wie fremdbestimmte Marionetten funktionieren ohne zu spüren, was ihnen gut tut, ohne zu spüren, wo ihre Grenzen sind, vor was sie sich schützen können. Vermutlich ist einer der Schlüssel um aus dieser Krise und der Pandemie raus zu kommen wieder die Verbindung zu suchen, zu spüren was tut gut und was schadet mir, vor was kann ich mich schützen: Die Verbindung wieder spüren mit der Welt und dem Leben, mit dem eigenen Körper, den anderen Wesen und mit der Natur verbunden sein, das kann der erste Schritt sein um wieder Zuversicht und Vertrauen zu finden, um die kranke Welt Schritt für Schritt zu verlassen und eine gesündere Welt zu betreten.
Einen schönen 3. Advent und bitte lassen Sie sich wieder berühren, von der Welt, den Gefühlen und Gedanken, vom eigenen Körper, von anderen Menschen, von Tieren und Pflanzen, vom Lächeln anderer und von guten Worten,…

Gertrud Müller