Eine schöne neue Woche
Gertrud Müller

frei Denken-nicht Mitlaufen
Die meisten Kinder kommen gesund, vital und lebendig auf die Welt. Was passiert in ihrer Entwicklung, wenn aus gesunden, vitalen und lebendigen Wesen später oft ganz andere Wesen werden? Menschen, die wie angepasste Roboter leben. Jugendliche, die achtlos, aggressiv oder kriminell werden. Erwachsene, die macht- und geldgierig oder Gewaltstraftäter sind.
Wir projizieren oft die Schuld von Missständen auf einzelne Personen ohne unsere Systeme zu hinterfragen. Was und von wem haben diese Personen gelernt? Was wurde Ihnen gelehrt? Was macht uns die Gesellschaft vor? Was erlauben wir den Mächtigen? Was verlangen wir von Statusniedrigeren und welche Formen der Hektik, der Ausgrenzung und Erniedrigung tolerieren wir? Welche Formen von Gewalt und Gewaltdarstellung dulden und verherrlichen wir?
Wenn wir wirklich etwas verändern wollen, dürfen wir uns nicht in der eigenen Komfortzone einrichten und warten, dass andere etwas ändern. Jeder ist gefragt, jeder ist verantwortlich, wir sitzen alle im gleichen Boot, als Gäste dieser Erde. Und es liegt in unserer Verantwortung, diese Erde als schönen Ort zu erhalten und an die nächste Generation weiter zu geben.
Seien Sie weder artig noch lassen Sie sich verbiegen. Fragen Sie sich, was Sie zu einer besseren Welt beitragen können. Wie kann die Wohnung, die Familie, die Partnerschaft, die Arbeitsstelle eine schönere, wertvollere Umgebung werden?
Wie kann der Mensch mehr Achtung vor der Natur haben? Von wem können wir Gutes lernen?
Wenn Sie die beste Version ihrer Selbst werden, dann sind Sie ein Leuchtturm für andere und inspirieren Ihre Mitmenschen, damit auch sie eine schöne bessere Welt ermöglichen!
Und wenn die meisten Menschen bereit sind, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren um eine schöne Welt zu gestalten, dann haben wir auch wieder genügend Kraft, in Ruhe und Würde denen zu helfen, die das noch nicht gelernt haben.
Eine schöne neue und inspirierende Woche
Gertrud Müller
Momentan gibt es viele Nachrichten über Ansteckung: Ansteckungswege, Krankheitsfälle nach Ansteckung, ansteckende Keime, Schutz vor Ansteckung…
Es gibt in unserer Sprache auch andere Formen der Ansteckung:
Ein ansteckendes Lächeln, wenn Menschen sich freuen, ansteckende Hoffnung, wenn Menschen sich bei Krankheit und Not unterstützen, eine ansteckende Zuversicht, wenn lebensrettende Aktionen starten, ansteckende Motivation, wenn Menschen sportliche Ziele erreichen und Berge besteigen, ansteckende Leidenschaft, wenn Wissenschaftler an Möglichkeiten des Fortschritts arbeiten, ansteckender Mut, wenn Menschen Ungerechtigkeit, Lügen und Missbrauch aufdecken, ansteckende Hilfsbereitschaft, wenn Menschen sich gegenseitig bei Katastrophen helfen.
Forschungen belegen, dass Menschen mit einer positiven und zuversichtlichen Lebenseinstellung besser vor Not, Krankheiten oder Infektionen geschützt sind.
Wenn wir immer wieder an unser ansteckendes, positives, menschliches Potenzial denken, gute Taten tun und gute Nachrichten verbreiten, dann stecken wir die Welt mit Liebe und Zuversicht an und Angst, Enttäuschung, Zweifel, Streit, Krankheit, Not und Hass haben immer weniger Platz auf dieser Welt.
Eine schöne neue Woche! Lassen wir uns anstecken mit Liebe und mit positiver Wertschätzung, mit Lebensfreude, Ehrlichkeit und Mut.
Gertrud Müller
Sind Sie gerade gesund oder krank? Wir sagen: Ich bin gesund, oder: Ich bin krank.
Was bedeutet diese Zuordnung? Wenn wir es genauer betrachten, wird diese Aussage ungenau. Solange ich sagen kann, ich wäre krank, bin ich noch nicht vollkommen krank. Der Mund und das Gehirn funktionieren noch. Genauer gesagt, müssten wir sagen: Ich fühle mich krank, oder: Mein Körper leidet an einer Schwäche, an einer Störung in einem Bereich, andere Bereiche sind gesund. Wichtig ist außerdem die Veränderbarkeit dieses Zustandes. Die Symptome verändern sich bei einer Krankheit, sie sind nicht statisch. Es gibt bessere und schlechtere Tage. Ganz entscheidend ist auch wie Kranke selbst und deren Umfeld über die Krankheit sprechen.
Wir sprechen von heilbaren und unheilbaren Krankheiten und stellen gleichzeitig fest, dass selbst unheilbare Krankheiten aussterben können.
Wer fühlt sich heute noch von Pocken oder Pest bedroht? Wer hätte in den 90er Jahren gedacht, dass es für AIDS Medikamente geben könnte? Krankheiten sind für uns dann schlimm, wenn sie nicht greifbar, nicht verstehbar sind, wenn es keine Aussicht auf Besserung gibt. Manche Menschen brauchen andere, die an ihre Kräfte glauben, einen Zuversicht gebenden Arzt, einen liebenden Partner. Einer der dich liebt, auch wenn du krank bist. In manchen Familien gibt es mehr Krankheiten und in anderen weniger. Es gibt auch Gesunde, die Angst vor Krankheit haben und Kranke verunsichern oder ausgrenzen. Gesundheit ist ein hohes Gut, aber das kann sich schnell ändern, wie z.B. ein Hörsturz oder aktuell die Coronavirusinfektion.
Wir Menschen können Krankheiten gemeinsam oft mutiger begegnen. Ärzte können neue Therapien entdecken, Epidemiologen können die Infektionswege erkennen und vermindern. Patienten selbst können neue Ansätze finden, durch Natur, Sport, Ernährung, Entspannung, liebevolle Beziehungen und Lebenssinn. Wir können durch gemeinsames Forschen und gegenseitige Unterstützung lernen, eine Krankheit zu überwinden.
Wir verbreiten mit Krankheit oft viel Drama und Hysterie. Krankheit kann immer auch den Hinweis auf ein besseres Leben geben. Jeder Kranke kann sich fragen: Was kann ich verändern, in meinem Alltag, in meinen Beziehungen? Kranke, die glauben die Krankheit wäre ein Schicksal und niemand könnte sie behandeln, verlieren Mut, verlieren Hoffnung und Zuversicht. Kranke, die Krankheit als vorübergehenden Zustand und als Herausforderung betrachten, können glauben, vertrauen und wieder genesen.
Haben Sie schon mal Wasser beobachtet? Wasser ist mal Dampf, mal Flüssigkeit oder mal Eis und doch bleibt es Wasser, es wechselt lediglich den Aggregatzustand. Genau so ist es mit Krankheit. Wir können bei Krankheit an einen Schneemann denken. Genau wie dieser Schneemann schmilzt und verschwindet, genauso kann eine Krankheit unbedeutend werden. Krankheit und Gesundheit sind Zustände des Körpers, die sich verändern.
Und jede Krankheit, die überwunden wird, macht auch den anderen Mut. Es gibt immer Menschen die das scheinbar Unmögliche schaffen, vielleicht sind Sie ja der Erste, der ihre Krankheit übersteht. Es hat immer welche gegeben, die etwas Neues schafften. Nur so entwickeln wir uns als Menschheit weiter. Pioniere zeigen uns den Weg, werden wir selbst zu einem Pionier und zu einem Vorbild für andere!
Eine schöne neue und zuversichtliche Woche mit viel Pioniergeist.
Gertrud Müller
Foto. Franziska Neufeld
Ein neues Jahr beginnt, jetzt kann’s endlich losgehen, jetzt wird alles besser!
Ja, wenn da nicht die alten Gewohnheiten wären und die Bedrohungen durch Kriege und Katastrophen, die uns schon gleich nach den Feiertagen wieder erschrecken. Wir spüren einzeln und kollektiv wie schwer es ist die tollen neuen Vorsätze umzusetzen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
Wenn wir auf die vergangenen Jahre zurück blicken, dann bemerken wir so manchen Fortschritt und auch Rückschritte und Stagnationen, wir können heute einiges besser, das motiviert uns. Gelingt einiges nicht, trotz Anstrengung, reagieren wir frustriert und ein Scheitern lässt uns Gefühle der Verweiflung erleben. Eigentlich ist alles ganz klar: Das Leben fordert uns heraus und wir sind lernende und übende Wesen, ein Leben lang.
Wir verzweifeln im Winter auch nicht, weil die Bäume keine Blätter mehr tragen, wir vertrauen auf den nächsten Frühling. Genau so kommen, wenn wir lernen, nach bitteren Erfahrungen auch wieder Erfolge.
Das Leben fordert Kinder auf zu laufen und zu sprechen. Das Leben fordert Kranke auf, nach Gesundheit zu streben und fordert Menschen mit geringem sozialen Status heraus, sich um ein besseres Leben zu bemühen. Das Leben fordert Hungernde heraus nach Nahrung zu suchen und treibt Flüchtende an Schutz zu finden.
Vielleicht können wir dieses Jahr die Herausforderungen des Lebens noch besser annehmen, statt andere Menschen zu beschuldigen und zu verurteilen. Vielleicht können wir uns gegenseitig unterstützen und genau von dem lernen, was uns das Leben als Schwierigkeit vor die Füße legt, z.B. bei Konflikten, bei Umweltschutz, in der Wirtschaft und der Politik. Wir können lernen es besser zu machen immer wieder, sowohl als Einzelne und auch kollektiv in Betrieben, Organisationen und in der Politik. Wenn wir uns einzugestehen Lernende zu sein und immer mehr miteinander und voneinander lernen, dann entwickeln wir uns weiter und wir haben wieder das Gefühl: das Leben meint es gut mit uns.
In diesem Sinne viel Mut und Kraft für das neue Jahr und eine kindliche Begeisterung am Lernen.
Gertrud Müller
Abschied und Neubeginn
Abschiede stimmen viele Menschen melancholisch und traurig. Altes, Vertrautes geht vorüber und wir müssen uns an Neues gewöhnen.Manche reagieren rebellisch, wütend und trotzig, wenn etwas Altes vergeht.
So ändern sich im Laufe des Lebens Beziehungen, Vorstellungen, Familienzusammengehörigkeit, Politik, Grenzen, Gesetze, Vorstellungen, Moden, wissenschaftliche Erkenntnisse und vieles mehr.
Ein Neubeginn stimmt die meisten Menschen neugierig, abenteuerlich und gespannt, es wird erwartet, dass sich etwas entwickelt. Die Ankunft von einem neuen Familienmitglied wird gefeiert, der neue Mitarbeiter, der Schul- und Studienanfänger wird begrüßt. Neubeginn löst bei manchen Menschen auch Skepsis aus, die Angst vor Veränderung und Herausforderungen.
Jeder Jahresübergang ist ein Abschied und zugleich ein Neubeginn.
Heuer verabschieden wir nicht nur ein Jahr sondern auch eine alte Gewohnheit. Wir werden in der Zukunft stiller Silvester feiern, Böller und Raketen werden für die Umwelt als zu gefährlich angesehen. heuer werden schon die ersten Böllerverbote ausgesprochen, ab nächstes Jahr werden Neujahrsfeuerwerke nur noch sehr eingeschränkt im Handel angeboten. Die einen freuen sich, weil sich Kinder und Tiere nicht mehr durch die Knallerei erschrecken, weil es weniger Verletzungen gibt und die Luft in der Silvesternacht wieder gut zu atmen ist. Andere reagieren melancholisch trotzig und wütend.
Es wird im Leben immer so sein, dass nicht alle das Gleiche mögen, dass nicht allen das Gleiche schmeckt, bekommt und vertraut erscheint.
Auch damit müssen wir leben, dass wir Menschen nicht nur in eine Norm gepresst werden können, die einigen gefallen würde und die sie für richtig halten. So sind wir derzeit weltweit auf der Suche wieviel Ordnung brauchen wir und wieviel Freiheit.
Ich wünsche uns allen, einen guten Übergang ins neue Lebensjahrzehnt. und dass wir dieses Jahr wieder eine Schritt weiterkommen auf unserer Suche nach Balance im Zusammenleben trotz aller Unterschiede, die uns zu trennen scheinen.
Gertrud Müller
Weihnachten
Die Menschen wünschen sich ein fröhliches und friedvolles Weihnachten, das ist jedoch nicht immer so einfach…
Gestern sandte mir eine Freundin ein „lustiges“ Video über den alljährlichen Weihnachts-Familienfrust: der Vater kauft den falschen Baum, der Mutter misslingt das Essen, die Kinder erhalten die falschen Geschenke, die Oma redet drein und am Schluss geht zu allem Überfluss der Baum in Flammen auf.
Wir alle haben Vorstellungen, Traditionen und Erfahrungen, und wenn sich diese nicht erfüllen, reagieren wir enttäuscht. Das Problem ist, dass unsere Erwartungen verschieden sind und wir meinen, dass der oder die andere genauso denken, fühlen und handeln müsste, wie wir uns das vorstellen.
Wir können aber auch Traditionen neu leben und unsere Erwartungen relativieren.
Wir können akzeptieren, dass wir verschieden sind und trotz des Andersseins ein glückliches Zusammensein anstreben. Wir können aufeinander zugehen, miteinander teilen, voneinander lernen und wir können uns gegenseitig unterstützen.
Dann sind wir dankbar, dass wir einander haben, egal ob reich oder arm und es kann wirklich Weihnachten werden!
In diesem Sinne ein frohes und friedvolles Weihnachten.
Gertrud Müller
In dieser Woche stimmten mich zwei Äußerungen von kleinen Kindern nachdenklich. Ein Dreijähriger sagte: „Die Uhren sollten schlafen, dann müssten sich die Menschen nicht so beeilen“. „Ich möchte in Rente gehen“, meinte ein Vierjähriger und begründete seine Aussage damit, dass das Leben mit Arbeit zu anstrengend sei, das gelte auch für den Kindergarten, dieser sei ebenfalls wie Arbeit. Was sagen uns diese Kinder, welche Vorbilder geben wir ihnen?
Sind wir tatsächlich nur gestresst, getrieben, gehetzt, angefeuert, nie gut genug? Ist das wirklich das Leben, das wir führen möchten?
Immer noch besser, noch weiter, noch effektiver, noch schöner, noch reicher. Wer ist es, der uns da so treibt, zwingt, so herausfordert? Wer befiehlt uns in einer freien Gesellschaft einen Arbeitstakt, der krank macht? Wer gibt den Zeitdruck, den Perfektionismus vor, dem sich unsere westliche Welt in zerstörerischer Weise unterordnet?
Haben wir Angst vor Langeweile oder Ausgrenzung, vor Gewalt oder vor (sozialer) Verelendung?
Wir können die großen Systeme vielleicht nicht überblicken. Aber wir sind erwachsen und können nein zur Überforderung sagen. Wir können jeden Tag spüren, ob es gut für uns ist, was wir gerade machen, ob es hilfreich und sinnvoll ist, wie wir arbeiten, wie wir leben? Wenn wir unseren Alltag nicht mehr für sinnvoll empfinden, können wir auf die Suche gehen, was geändert werden kann, damit es uns und anderen besser geht.
Und bekanntlich finden wir was wir suchen.
Manchmal habe ich den Eindruck, wir Menschen resignieren und kapitulieren, wir passen uns an, verneigen uns vor fragwürdigen Obrigkeiten in einem vorauseilendem Gehorsam, wir laufen Erwartungen anderer hinterher, ohne zu reflektieren, ob es Sinn macht oder gut für uns ist. Vielleicht finden wir in der Adventszeit wieder Momente für uns selbst, Momente, in denen wir uns wichtigere Fragen stellen:
– Wie geht es mir als Mensch?
– Wie geht es unseren Mitmenschen?
– Lebe ich das Leben, das ich leben möchte?
In diesem Sinne wünsche ich uns allen eine staade Zeit.
Gertrud Müller