Wandel und Beharrlichkeit

Geburt und Sterben sind wohl die deutlichsten Formen des Wandels. Eine Zustandsform vergeht und eine neue Form entsteht. Unsere Sinne sind begrenzt und wir lernen eher objektbezogen und in Kategorien zu denken, wir lernen uns an Normen anzupassen.
Viele Formen des Wandels sind dadurch für uns Menschen fremd, kaum zu erkennen und noch weniger zu verstehen. Werden und Vergehen geschieht meist im Verborgenen. Unsere Beobachtungsgabe und sogar die bisherigen technischen Hilfsmittel versagen, wenn wir diese Übergänge erforschen, erklären und verstehen wollen. Vergänglichkeit ist nicht berechenbar und ängstigt.
Früher hatten die Menschen Angst vor Gewitter, weil sie sich die Phänomene der Atmosphäre nicht erklären konnten, sie glaubten, es seien Götter am Werk. Heute verfallen Menschen in Angst und Schrecken, wenn sich funktionierende Systeme verändern, wenn sich die Natur gegenüber den übermäßigen menschlichen Eingriffen wehrt. Es macht Angst, wenn sich bisherige Vorstellungen und bisheriges Wissen als unwahr erweisen. Menschen reagieren mit Zurückhaltung bei neuen Entdeckungen, neuen Erkrankungen, neuen politischen Konstellationen, bei neuen Entwicklungen und Zusammenbrüchen von scheinbar Bewährtem.
Um dieser Unsicherheit des Wandels nicht zu begegnen, versuchen Religionen, Staaten, Parteien, Organisationen, Familien und Einzelpersonen dem Wandel mit Macht eine Form menschlicher Beharrlichkeit entgegen zu setzen: mit Tradition, Konvention, Gesetze, Statik. Die meisten Menschen glauben, wenn wir alles belassen wie es immer war, dann brauchen wir die Angst vor Veränderung nicht auszuhalten. Wie schwachsinnig sind diese Thesen.
Stellen Sie sich vor, eine Mutter würde nicht ertragen, dass ihr Kind größer wird, und steckte es in zu kleine Kleider. Oder eine andere könnte es nicht abwarten, bis ihr Kind groß ist und kleidete das Baby in viel zu große Kleider, stellte ihm Aufgaben, die es nicht lösen kann. Bei diesen Beispielen zeigt sich ganz klar, wie unsinnig es ist, sich dem Wandel durch eigene Vorstellungen zu widersetzen.
Warum verhalten wir uns in der Wirtschaft, der Medizin, in religiösen Vorstellungen und im sozialen Leben so? Warum halten wir Kranke, die sterben möchten am Leben und helfen anderen nicht, wenn sie im Kriegsgebiet leben oder im Meer zu ertrinken drohen? Warum verbieten wir Menschen zu heiraten und zwingen andere in Gewaltbeziehungen, die sie nicht wollen? Warum züchten wir Kühe, die übermäßig Milch geben müssen und zwingen Früchte mit Dünger zum schnelleren Wachstum? Warum ernten wir unreife Früchte, vernichten die organisch gewachsene Natur, die Pflanzen und Tiere, um statt dessen Welt- und Geldmärkte, Waffenparks, Ölbohrinseln und Roboter zu erschaffen? Glauben wir wirklich, die Welt als Menschen regieren zu können, oder über den Gesetzen des Universums zu stehen? Glauben wir, den natürlichen Wandel und die natürliche Beharrlichkeit der Natur aufhalten, beschleunigen oder verlangsamen zu können?
Vielleicht lernen wir eines Tages wieder die natürliche Geschwindigkeit zu schätzen und versuchen nicht mehr, alles und jedes zu hetzen und in Norm-Gesetze zu pressen. Vielleicht lernen wir eines Tages, dass es Energien raubt, wenn wir die natürliche Ordnung vergewaltigen, nur damit sie in die einschränkenden Norm-Vorstellungen unseres menschlichen Denk- und Gefühlsapparates passt.
Ich wünsche uns allen viel Offenheit und Freude, damit wir wieder die Harmonie des natürlichen Wandels und der natürlichen Beharrlichkeit entdecken und genießen können.
Eine schöne neue Woche
Gertrud Müller
Foto: Franziska Neufeld

Artig und verbogen

Die meisten Kinder kommen gesund, vital und lebendig auf die Welt. Was passiert in ihrer Entwicklung, wenn aus gesunden, vitalen und lebendigen Wesen später oft ganz andere Wesen werden? Menschen, die wie angepasste Roboter leben. Jugendliche, die achtlos, aggressiv oder kriminell werden. Erwachsene, die macht- und geldgierig oder Gewaltstraftäter sind.
Wir projizieren oft die Schuld von Missständen auf einzelne Personen ohne unsere Systeme zu hinterfragen. Was und von wem haben diese Personen gelernt? Was wurde Ihnen gelehrt? Was macht uns die Gesellschaft vor? Was erlauben wir den Mächtigen? Was verlangen wir von Statusniedrigeren und welche Formen der Hektik, der Ausgrenzung und Erniedrigung tolerieren wir? Welche Formen von Gewalt und Gewaltdarstellung dulden und verherrlichen wir?
Wenn wir wirklich etwas verändern wollen, dürfen wir uns nicht in der eigenen Komfortzone einrichten und warten, dass andere etwas ändern. Jeder ist gefragt, jeder ist verantwortlich, wir sitzen alle im gleichen Boot, als Gäste dieser Erde. Und es liegt in unserer Verantwortung, diese Erde als schönen Ort zu erhalten und an die nächste Generation weiter zu geben.
Seien Sie weder artig noch lassen Sie sich verbiegen. Fragen Sie sich, was Sie zu einer besseren Welt beitragen können. Wie kann die Wohnung, die Familie, die Partnerschaft, die Arbeitsstelle eine schönere, wertvollere Umgebung werden?
Wie kann der Mensch mehr Achtung vor der Natur haben? Von wem können wir Gutes lernen?
Wenn Sie die beste Version ihrer Selbst werden, dann sind Sie ein Leuchtturm für andere und inspirieren Ihre Mitmenschen, damit auch sie eine schöne bessere Welt ermöglichen!
Und wenn die meisten Menschen bereit sind, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren um eine schöne Welt zu gestalten, dann haben wir auch wieder genügend Kraft, in Ruhe und Würde denen zu helfen, die das noch nicht gelernt haben.
Eine schöne neue und inspirierende Woche
Gertrud Müller

 

Ansteckend

Momentan gibt es viele Nachrichten über Ansteckung: Ansteckungswege, Krankheitsfälle nach Ansteckung, ansteckende Keime, Schutz vor Ansteckung…
Es gibt in unserer Sprache auch andere Formen der Ansteckung:
Ein ansteckendes Lächeln, wenn Menschen sich freuen, ansteckende Hoffnung, wenn Menschen sich bei Krankheit und Not unterstützen, eine ansteckende Zuversicht, wenn lebensrettende Aktionen starten, ansteckende Motivation, wenn Menschen sportliche Ziele erreichen und Berge besteigen, ansteckende Leidenschaft, wenn Wissenschaftler an Möglichkeiten des Fortschritts arbeiten, ansteckender Mut, wenn Menschen Ungerechtigkeit, Lügen und Missbrauch aufdecken, ansteckende Hilfsbereitschaft, wenn Menschen sich gegenseitig bei Katastrophen helfen.

Forschungen belegen, dass Menschen mit einer positiven und zuversichtlichen Lebenseinstellung besser vor Not, Krankheiten oder Infektionen geschützt sind.
Wenn wir immer wieder an unser ansteckendes, positives, menschliches Potenzial denken, gute Taten tun und gute Nachrichten verbreiten, dann stecken wir die Welt mit Liebe und Zuversicht an und Angst, Enttäuschung, Zweifel, Streit, Krankheit, Not und Hass haben immer weniger Platz auf dieser Welt.
Eine schöne neue Woche! Lassen wir uns anstecken mit Liebe und mit positiver Wertschätzung, mit Lebensfreude, Ehrlichkeit und Mut.
Gertrud Müller

Krank oder gesund

Sind Sie gerade gesund oder krank? Wir sagen: Ich bin gesund, oder: Ich bin krank.
Was bedeutet diese Zuordnung? Wenn wir es genauer betrachten, wird diese Aussage ungenau. Solange ich sagen kann, ich wäre krank, bin ich noch nicht vollkommen krank. Der Mund und das Gehirn funktionieren noch. Genauer gesagt, müssten wir sagen: Ich fühle mich krank, oder: Mein Körper leidet an einer Schwäche, an einer Störung in einem Bereich, andere Bereiche sind gesund. Wichtig ist außerdem die Veränderbarkeit dieses Zustandes. Die Symptome verändern sich bei einer Krankheit, sie sind nicht statisch. Es gibt bessere und schlechtere Tage. Ganz entscheidend ist auch wie Kranke selbst und deren Umfeld über die Krankheit sprechen.
Wir sprechen von heilbaren und unheilbaren Krankheiten und stellen gleichzeitig fest, dass selbst unheilbare Krankheiten aussterben können.
Wer fühlt sich heute noch von Pocken oder Pest bedroht? Wer hätte in den 90er Jahren gedacht, dass es für AIDS Medikamente geben könnte? Krankheiten sind für uns dann schlimm, wenn sie nicht greifbar, nicht verstehbar sind, wenn es keine Aussicht auf Besserung gibt. Manche Menschen brauchen andere, die an ihre Kräfte glauben, einen Zuversicht gebenden Arzt, einen liebenden Partner. Einer der dich liebt, auch wenn du krank bist. In manchen Familien gibt es mehr Krankheiten und in anderen weniger. Es gibt auch Gesunde, die Angst vor Krankheit haben und Kranke verunsichern oder ausgrenzen. Gesundheit ist ein hohes Gut, aber das kann sich schnell ändern, wie z.B. ein Hörsturz oder aktuell die Coronavirusinfektion.
Wir Menschen können Krankheiten gemeinsam oft mutiger begegnen. Ärzte können neue Therapien entdecken, Epidemiologen können die Infektionswege erkennen und vermindern. Patienten selbst können neue Ansätze finden, durch Natur, Sport, Ernährung, Entspannung, liebevolle Beziehungen und Lebenssinn. Wir können durch gemeinsames Forschen und gegenseitige Unterstützung lernen, eine Krankheit zu überwinden.
Wir verbreiten mit Krankheit oft viel Drama und Hysterie. Krankheit kann immer auch den Hinweis auf ein besseres Leben geben. Jeder Kranke kann sich fragen: Was kann ich verändern, in meinem Alltag, in meinen Beziehungen? Kranke, die glauben die Krankheit wäre ein Schicksal und niemand könnte sie behandeln, verlieren Mut, verlieren Hoffnung und Zuversicht. Kranke, die Krankheit als vorübergehenden Zustand und als Herausforderung betrachten, können glauben, vertrauen und wieder genesen.
Haben Sie schon mal Wasser beobachtet? Wasser ist mal Dampf, mal Flüssigkeit oder mal Eis und doch bleibt es Wasser, es wechselt lediglich den Aggregatzustand. Genau so ist es mit Krankheit. Wir können bei Krankheit an einen Schneemann denken. Genau wie dieser Schneemann schmilzt und verschwindet, genauso kann eine Krankheit unbedeutend werden. Krankheit und Gesundheit sind Zustände des Körpers, die sich verändern.
Und jede Krankheit, die überwunden wird, macht auch den anderen Mut. Es gibt immer Menschen die das scheinbar Unmögliche schaffen, vielleicht sind Sie ja der Erste, der ihre Krankheit übersteht. Es hat immer welche gegeben, die etwas Neues schafften. Nur so entwickeln wir uns als Menschheit weiter. Pioniere zeigen uns den Weg, werden wir selbst zu einem Pionier und zu einem Vorbild für andere!
Eine schöne neue und zuversichtliche Woche mit viel Pioniergeist.
Gertrud Müller

Hinter den Wolken

Hinter den Wolken,
Als Menschen sehen wir immer nur das Vordergründige. Das Überdeckte, Versteckte, Verborgene können wir nur erahnen, erschließen, suchen, erwarten oder entdecken.
Wir sehen die Sonne hinter den Wolken nicht und wissen doch, dass sie da ist, wir sehen in der Freude die Trauer nicht und in der Trauer nicht die Freude. Wir sehen das Baby in dem alten Menschen nicht und im Baby nicht den Erwachsenen, der entstehen wird. Wir sehen Momentaufnahmen, jedoch nicht den Prozess der Veränderung. Wir sehen den Schmetterling, der aus der Raupe entstanden ist und doch können wir die Impulse, die diese Veränderung auslösen, nicht erkennen. Im Film und in Geschichten lassen sich Prozesse abbilden und erzählen. Es ist die Frage, ob wir Prozesse nicht sehen können, ob wir verlernt haben Prozesse zu sehen oder ob wir dynamische Denk- und Wahrnehmungsmuster noch nicht erlernt haben. Immerhin können wir mit Computersimulation Prozesse abbilden oder entwerfen. Wir können aus Erfahrungen erschließen, wie das Wetter wird, ob ein Engagement sich lohnen wird, ob wir ein Ziel erreichen können. Eine Garantie haben wir nicht. 

Derzeit ist viel im Umbruch, in der Umwelt, in der Forschung, wir befinden uns mitten in einem enormen Prozess der Veränderung, einem kollektiven Lernprozess, den wir alle nicht verstehen. Vielleicht ist das genau unsere große neue Chance. Vielleicht können wir Prozesse nur verstehen, wenn wir uns erzählen, was wir uns wünschen, worüber wir traurig sind, welche Ideen wir haben, welche Ziele wir erreichen möchten… Vielleicht lassen sich Prozesse nur im Miteinander verstehen, im Miteinander gestalten und erleben. Vielleicht erkennen wir Menschen im Miteinander das Zusammenspiel von Sonne und Wolken, von Freude und Trauer, von Raupe und Schmetterling.
Eine schöne neue Woche trotz oder auch gerade wegen Veränderung und viele erfüllende Momente des Miteinanders

Gertrud Müller

Gewalt ist uncool

#Gewaltistuncool
Wer erlaubt eigentlich Gewalt anzuwenden? Gesetzlich ist Gewalt fast überall verboten, dennoch üben weltweit Menschen Gewalt aus, an Mensch, Tier und Natur. Nicht nur Menschen, sondern ganze Industriezweige.
Auch Millitär und Guerillagruppen erklären andere Menschen zu Feinden, obwohl sie diese gar nicht kennen. Sie schädigen, vertreiben und töten ihre Opfer. Geheimdienste und sogar Staatschefs erlauben sich gezielte, geplante Tötungen zu begehen bzw. anzuordnen, das wird offiziell und sichtbar in den Nachrichten gezeigt, ohne dass diese Form der Gewalt, der Körperverletzung in irgendeiner Form angeklagt oder verfolgt wird.
Es wurden Gesellschaften und Kulturen geschaffen, in denen ein Teil der Menschen (z.B. ein Staatsorgan) andere ganz offiziell schädigen darf, ein anderer Teil der Menschen (z.B. Illegal Tätige) darf anderen nicht schaden und wird für Gewalt verurteilt, bestraft und eingesperrt. Wenn sich Menschen gegen diese Systeme wehren, können sie als Staatsfeinde, Landesverräter oder Terroristen eingestuft werden, und gehören dann schnell zu den Verfolgten, denen ganz legal Gewalt angetan werden kann.
Die Methode Gewalt mit Gewalt zu vertreiben funktioniert nicht, Aug um Aug und Zahn um Zahn hat früher nicht funktioniert und funktioniert auch heute nicht. Durch gewaltsames Denken, Sprechen und diverse Videospiele verbreiten Menschen Misstrauen, fördern immer neuen Hass, und Gewalt wird zur Faszination. Jagd diente früher dem Überleben, heute ist Menschenjagd ein faszinierendes Spektakel geworden, das den Medien und der Kriegsindustrie die besten Gewinne beschert.
Für Täter und Opfer ist und bleibt Gewalt schädlich.Täter leiden immer mehr unter Schuldgefühlen, vereinsamen oder schließen sich mit anderen Tätern zusammen. Sie versuchen ihre Schuldgefühle mit Drogen oder neuen Taten zu verharmlosen und verrohen immer mehr. Dadurch erleben sie keine liebevollen Freundschaften und kein erfülltes Leben, am Ende bleibt oft nur mehr der Suizid um sich von diesem Leben zu trennen. Opfer leiden an ihren seelischen und körperlichen Wunden, ziehen sich zurück, werden ängstlich und beteiligen sich nicht mehr am Leben, sie werden depressiv und krank. Es bleibt ein Chance: Opfer und Täter können sich Hilfe holen und aus dem Kreislauf der Gewalt aussteigen.
#Gewaltistuncool!
Wenn wir klug, ehrlich und mutig handeln, können wir uns selbst und andere vor Gewalt schützen, werden keine Mitläufer. Wenn wir wachsam und achtsam sind, finden wir echte Freunde und sind selbst ein echter Freund für andere.
Sei #aktivfürFrieden
In diesem Sinne eine engagierte neue Woche
Gertrud Müller
 

 

Das neue Jahr

Foto. Franziska Neufeld
Ein neues Jahr beginnt, jetzt kann’s endlich losgehen, jetzt wird alles besser!
Ja, wenn da nicht die alten Gewohnheiten wären und die Bedrohungen durch Kriege und Katastrophen, die uns schon gleich nach den Feiertagen wieder erschrecken. Wir spüren einzeln und kollektiv wie schwer es ist die tollen neuen Vorsätze umzusetzen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.

Wenn wir auf die vergangenen Jahre zurück blicken, dann bemerken wir so manchen Fortschritt und auch Rückschritte und Stagnationen, wir können heute einiges besser, das motiviert uns. Gelingt einiges nicht, trotz Anstrengung, reagieren wir frustriert und ein Scheitern lässt uns Gefühle der Verweiflung erleben. Eigentlich ist alles ganz klar: Das Leben fordert uns heraus und wir sind lernende und übende Wesen, ein Leben lang.

Wir verzweifeln im Winter auch nicht, weil die Bäume keine Blätter mehr tragen, wir vertrauen auf den nächsten Frühling. Genau so kommen, wenn wir lernen, nach bitteren Erfahrungen auch wieder Erfolge.

Das Leben fordert Kinder auf zu laufen und zu sprechen. Das Leben fordert Kranke auf, nach Gesundheit zu streben und fordert Menschen mit geringem sozialen Status heraus, sich um ein besseres Leben zu bemühen. Das Leben fordert Hungernde heraus nach Nahrung zu suchen und treibt Flüchtende an Schutz zu finden.

Vielleicht können wir dieses Jahr  die Herausforderungen des Lebens noch besser annehmen,  statt andere Menschen zu beschuldigen und zu verurteilen. Vielleicht können wir uns gegenseitig unterstützen und genau von dem lernen, was uns das Leben als Schwierigkeit vor die Füße legt, z.B. bei Konflikten, bei Umweltschutz, in der Wirtschaft und der Politik. Wir können lernen es besser zu machen immer wieder, sowohl als Einzelne und auch kollektiv in Betrieben, Organisationen und in der Politik. Wenn wir uns einzugestehen Lernende zu sein und immer mehr miteinander und voneinander lernen, dann entwickeln wir uns weiter und wir haben wieder das Gefühl: das Leben meint es gut mit uns.

In diesem Sinne viel Mut und Kraft für das neue Jahr und eine kindliche Begeisterung am Lernen.
Gertrud Müller

Abschied und Neubeginn

 

Abschied und Neubeginn

Abschiede stimmen viele Menschen melancholisch und traurig.  Altes, Vertrautes geht vorüber und wir müssen uns an Neues gewöhnen.Manche reagieren rebellisch, wütend und trotzig, wenn etwas Altes vergeht.

So ändern sich im Laufe des Lebens Beziehungen, Vorstellungen, Familienzusammengehörigkeit, Politik, Grenzen, Gesetze, Vorstellungen, Moden, wissenschaftliche Erkenntnisse und vieles mehr.

Ein Neubeginn stimmt die meisten Menschen neugierig, abenteuerlich und gespannt, es  wird erwartet, dass sich etwas entwickelt. Die Ankunft von einem neuen Familienmitglied wird gefeiert, der neue Mitarbeiter, der Schul- und Studienanfänger wird begrüßt. Neubeginn löst bei manchen Menschen auch Skepsis aus, die Angst vor Veränderung und Herausforderungen.

Jeder Jahresübergang ist ein Abschied und zugleich ein Neubeginn.

Heuer verabschieden wir nicht nur ein Jahr sondern auch eine alte Gewohnheit. Wir werden in der Zukunft stiller Silvester feiern, Böller und Raketen werden für die Umwelt als zu gefährlich angesehen. heuer werden schon die ersten Böllerverbote ausgesprochen, ab nächstes Jahr werden Neujahrsfeuerwerke nur noch sehr eingeschränkt im Handel angeboten. Die einen freuen sich, weil sich Kinder und Tiere nicht mehr durch die Knallerei erschrecken, weil es weniger Verletzungen gibt und die Luft in der Silvesternacht wieder gut zu atmen ist. Andere reagieren melancholisch trotzig und wütend.

Es wird im Leben immer so sein, dass nicht alle das Gleiche mögen, dass nicht allen das Gleiche schmeckt, bekommt und vertraut erscheint.

Auch damit müssen wir leben, dass wir Menschen nicht nur in eine Norm gepresst werden können, die einigen gefallen würde und die sie für richtig halten. So sind wir derzeit weltweit auf der Suche wieviel Ordnung brauchen wir und wieviel Freiheit.

Ich wünsche uns allen, einen guten Übergang ins neue Lebensjahrzehnt. und dass wir dieses Jahr wieder eine Schritt weiterkommen auf unserer Suche nach Balance im Zusammenleben trotz aller Unterschiede, die uns zu trennen scheinen.

Gertrud Müller

Weihnachten

Weihnachten
Die Menschen wünschen sich ein fröhliches und friedvolles Weihnachten, das ist jedoch nicht immer so einfach…

Gestern sandte mir eine Freundin ein „lustiges“ Video über den alljährlichen Weihnachts-Familienfrust: der Vater kauft den falschen Baum, der Mutter misslingt das Essen, die Kinder erhalten die falschen Geschenke, die Oma redet drein und am Schluss geht zu allem Überfluss der Baum in Flammen auf.

Wir alle haben Vorstellungen, Traditionen und Erfahrungen, und wenn sich diese nicht erfüllen, reagieren wir enttäuscht. Das Problem ist, dass unsere Erwartungen verschieden sind und wir meinen, dass der oder die andere genauso denken, fühlen und handeln müsste, wie wir uns das vorstellen.

Wir können aber auch Traditionen neu leben und unsere Erwartungen relativieren.
Wir können akzeptieren, dass wir verschieden sind und trotz des Andersseins ein glückliches Zusammensein anstreben. Wir können aufeinander zugehen, miteinander teilen, voneinander lernen und wir können uns gegenseitig unterstützen.

Dann sind wir dankbar, dass wir einander haben, egal ob reich oder arm und es kann wirklich Weihnachten werden!

In diesem Sinne ein frohes und friedvolles Weihnachten.
Gertrud Müller

Die staade Zeit

In dieser Woche stimmten mich zwei Äußerungen von kleinen Kindern nachdenklich. Ein Dreijähriger sagte: „Die Uhren sollten schlafen, dann müssten sich die Menschen nicht so beeilen“. „Ich möchte in Rente gehen“, meinte ein Vierjähriger und begründete seine Aussage damit, dass das Leben mit Arbeit zu anstrengend sei, das gelte auch für den Kindergarten, dieser sei ebenfalls wie Arbeit. Was sagen uns diese Kinder, welche Vorbilder geben wir ihnen?

Sind wir tatsächlich nur gestresst, getrieben, gehetzt, angefeuert, nie gut genug? Ist das wirklich das Leben, das wir führen möchten?
Immer noch besser, noch weiter, noch effektiver, noch schöner, noch reicher. Wer ist es, der uns da so treibt, zwingt, so herausfordert? Wer befiehlt uns in einer freien Gesellschaft einen Arbeitstakt, der krank macht? Wer gibt den Zeitdruck, den Perfektionismus vor, dem sich unsere westliche Welt in zerstörerischer Weise unterordnet?
Haben wir Angst vor Langeweile oder Ausgrenzung, vor Gewalt oder vor (sozialer) Verelendung?

Wir können die großen Systeme vielleicht nicht überblicken. Aber wir sind erwachsen und können nein zur Überforderung sagen. Wir können jeden Tag spüren, ob es gut für uns ist, was wir gerade machen, ob es hilfreich und sinnvoll ist, wie wir arbeiten, wie wir leben? Wenn wir unseren Alltag nicht mehr für sinnvoll empfinden, können wir auf die Suche gehen, was geändert werden kann, damit es uns und anderen besser geht.

Und bekanntlich finden wir was wir suchen.

Manchmal habe ich den Eindruck, wir Menschen resignieren und kapitulieren, wir passen uns an, verneigen uns vor fragwürdigen Obrigkeiten in einem vorauseilendem Gehorsam, wir laufen Erwartungen anderer hinterher, ohne zu reflektieren, ob es Sinn macht oder gut für uns ist. Vielleicht finden wir in der Adventszeit wieder Momente für uns selbst, Momente, in denen wir uns wichtigere Fragen stellen:
– Wie geht es mir als Mensch?
– Wie geht es unseren Mitmenschen?
– Lebe ich das Leben, das ich leben möchte?

In diesem Sinne wünsche ich uns allen eine staade Zeit.
Gertrud Müller