Kann die Erde heilen?

Derzeit hört man viele Weltuntergangsdramen, apokalyptische Vorstellungen. Die planbare Welt, wie wir sie kannten, existiert nicht mehr. Jeden Tag eine neue Regelung, neue Beschränkungen, andere Vorschriften oder Lockerungen, neue Katastrophenmeldungen, Tote, Sterbende und verhungernde Menschen, verelendete Kinder. Mir sagte neulich eine Kollegin, die Welt ist so zerstört, es ist unmöglich, dass das wieder besser wird. Es gibt eine kurze Anekdote: unterhalten sich zwei Planeten, sagte der erste zum zweiten: „Du siehst ja schlecht aus, was ist mit dir los?“ Jammert der zweite Planet: „Ja es geht mir auch schlecht, ich habe Menschen.“ Darauf der erste: „Ja das kenn ich, das hatte ich auch mal.“

Das Problem auf dieser Erde ist eindeutig: das Denken und Verhalten von uns Menschen!

Unser Verhalten können wir jederzeit ändern. Ein Raucher, der spürt, dass das Rauchen ihm nicht guttut, kann aufhören zu rauchen. Derjenige der aufhört zu rauchen und versucht eine gesündere Lebensart zu erreichen, hat eine bessere Chance gesund zu werden. Wenn wir auf dieser Welt noch länger leben wollen,  haben wir nicht mehr viel Zeit um unser Verhalten hier auf der Erde zu ändern. Jeder weiß, dass die Ressourcen der Erde begrenzt sind. Und doch gibt es die Hoffnung, dass die Erde sich erholen kann, wenn wir der Erde das zurückgeben was wir entnehmen, Kreislaufwirtschaft nennen das die Fachleute. Und auch das Soziale kann wieder heilen, wenn Menschen lernen miteinander zu teilen, einander zu helfen und voneinander zu lernen. Heute verhalten sich viele Menschen auf dieser Erde wie undankbare, rücksichtlose Gäste, die ihren Gastgeber schädigen. Wie bei den Parasiten werden Ressourcen abgegrast, viele Menschen plündern sich gegenseitig aus. Wir lassen uns zu einer ungesunden Lebensweise verführen, die noch mehr Zerstörung möglich macht. Die zahlreichen Demonstrationen nützen nichts, schaden zum Teil, weil sie neue Unruheherde erzeugen, sie erzürnen feindselig-mächtige Herrscherpersönlichkeiten, die daraufhin mit Schlagstöcken und Tränengas um sich werfen. Jetzt soll die Kontrolle mit künstlicher Intelligenz gesteuert werden. Wenn wir nicht in der Lage sind, die eigene Intelligenz zu nützen und zu steuern, wie soll es gelingen, einen Computer mit Informationen zu füttern, die nützlich und wertvoll sind. Uns fehlt vor allem eines: das freundliche und wertschätzende Miteinander: Uns fehlt die Liebe. Das was sich alle Menschen am meisten wünschen, das wird mit Füßen getreten und zerstört. Wenn ein Kind sein liebstes Spielzeug zerstört, halten wir das Kind für aggressiv und wenn ein Kind zuschaut wie andere das Lieblingsspielzeug zerstören, sagen die Eltern zu dem Kind: das ist dumm, du bist zu gutmütig. Und was macht die Masse der erwachsenen Menschen? Sie üben und trainieren feindseliges Verhalten, kultivieren Egoismus oder Duckmäusertum. Menschen, die zur Liebe mahnen, werden auf dieser Welt als Gutmenschen lächerlich gemacht, verletzt und getötet. Solange wir nicht erkennen, dass all unsere Probleme, Krisen und Nöte von unserem eigenen schädlichen Denken, Verhalten und von vielen verletzten Gefühlen herrühren, werden wir die Erde nicht heilen. Wenn wir jedoch mutig, das anschauen, was nicht so gut läuft und aus unserem ungünstigen Verhaltensweisen lernen, dann kann die Erde heilen. Dann können wir liebevolles, wertschätzendes und dankbares Denken, Fühlen und Verhalten üben und kultivieren. Und wir können der Erde wieder zurückgeben, was wir entnehmen. Wenn wir dieses Verhalten jeden Tag üben und uns gegenseitig ermutigen, dann können Mensch und Natur wieder in mehr Harmonie miteinander leben.

Machen wir uns auf den Weg jeder an seinem Ort und üben wir jeden Tag neu ein freundliches und wertschätzendes, naturfreundliches Verhalten. Wenn uns das immer mehr gelingt, dann leisten wir einen entscheidenden Beitrag, dass die Menschheit und die Erde heilen kann.

In diesem Sinne ermutigen wir uns immer wieder zu wertschätzendem, verantwortungsvollem und gastfreundlichem Verhalten auf diesem wunderbaren Planeten.

Eine schöne neue Woche

Gertrud Müller

Foto: Franziska Neufeld